Konflikt rund um Wildfütterungen

GEBIET (kr). Der heurige Winter war besonders schneereich – das haben vor allem auch die Tiere im Wald gespürt: Weniger natürliche Nahrung war die Folge und das Wild war auf die Fütterung durch die Jäger angewiesen. Vergangene Woche berichteten Medien, dass die Österreichischen Bundesforste teilweise die Fütterung des Wildes im Winter untersagt haben, weil es vermehrt zu hohen Wildschäden gekommen sei, der Jungwald nicht aufkommen würde und das in weiterer Folge für die Schutzfunktion des Waldes problematisch sei. Wenn man eine Fütterung auflässt, führe das laut Bundesforsten dazu, dass sich die Tiere besser im Gebiet verteilen und sich in Regionen begeben, wo sie gut überwintern können – so komme es nicht zur Konzentration von Schäden rund um die Fütterung.
Das Auflassen von Fütterungen sorgt bei den Jägern naturgemäß für Kritik. Das BEZIRKSBLATT hat mit Bezirksjägermeister Thomas Messner über die Situation im Stubai und Wipptal gesprochen.

Herausforderung

Obwohl die Wiesen in den Tallagen bereits grün sind, sind die Jäger immer noch mit der Fütterung des Wildes beschäftigt. Dies deshalb, weil es noch zu wenig natürliche Nahrung in den Wäldern gibt und so verhindert werden soll, dass Rehe und Hirsche Schäden verursachen.
Den gesamten Winter betrachtet betont Messner: "Heuer wurde im ganzen Bezirk deutlich mehr Futter benötigt als in den Vorjahren mit milderen Wintern." In fast allen Gebieten des Bezirks musste über den Winter sogar Futter nachbestellt werden, da der Futterbedarf des Wildes so groß war, so Messner weiter: "Das Ganze stellt für einen Jagdpächter einen enormen finanziellen und zeitlichen Aufwand dar, der besonders für Reviere ohne hauptberufliche Jagdschutzorgane zur Herausforderung wird. An dieser Stelle muss ich als Bezirksjägermeister all unsere Jäger loben und ihnen danken für ihren Einsatz diesen Winter."

"Sehe das sehr kritisch"

Zum Thema der Fütterungsauflassung sagt der Bezirksjägermeister: "Das Auflassen von bestehenden Fütterungen sehe ich sehr kritisch. Die Tiere wissen aus ihrer Erfahrung, wo sie im Winter Futter finden und bei uns ist die Fütterung eine sichere Nahrungsquelle für das Wild über den Winter." Wird eine Fütterung aufgelassen, könne niemand dem Wild erklären, wo es jetzt alternativ Nahrung findet, so Messner: "Infolgedessen sucht das Wild in der Umgebung nach Nahrung und landet beispielsweise auf Bauernhöfen, wo große Schäden entstehen können."
Thomas Messner betont, dass er daher nicht einsehe, warum Fütterungen aufgelöst werden, wenn dem Wild keine Alternative angeboten wird: "Allein die Reduktion des Wildstandes kann nicht die Lösung sein, da nur wenige Tiere schon starke Schäden verursachen, wenn sie hungern." Das Problem in Tirol sei sicherlich auch die fehlende Ruhezone – nur mit einem ganzheitlichen Konzept, das auch dem Wild Flächen als alleinigen Überwinterungsraum zur Verfügung stellt, funktioniere das Auflassen von Fütterungen.
Vor einiger Zeit gab es bereits eine Fütterungsauflösung zwischen Steinach und Trins, die heuer im Winter in den land- und forstwirtschaftlichen Flächen Schäden verursacht hat. Messner: "Momentan gibt es keine ersatzlosen Fütterungsauflösungen im Stubai- und Wipptal, da die Grundeigentümer die Problematik und Folgewirkungen kennen." Die bestehenden Fütterungen würden gut funktionieren und bieten derzeit die beste Lösung für Wald, Landwirtschaft, Jagd und vor allem für die Tiere, so Thomas Messner abschließend.

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