"Viele Valser verstehen nicht, warum es keinen Tunnel gibt"

Der Versammlungssaal bei der Präsentation des Schutzkonzeptes für Vals am Dienstag war voll.
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VALS (kr). "Warum kommt kein Tunnel für Vals?", "Warum wird die Straße auf nahezu der gleichen Route wiederaufgebaut?", "Wir sind mit diesem Konzept nicht einverstanden" – diese und weitere Sätze konnte man gestern von den Zuhörern im Valser Gemeindehaus hören. Die Vertreter der Wildbach- und Lawinenverbauung, der Landesgeologie, der Abteilung Verkehr und Straße des Landes Tirol, der Abteilung Bodenordnung des Landes Tirol sowie der Gemeinde Vals stellten der Valser Bevölkerung gestern das geplante Schutzkonzept nach dem verheerenden Felssturz vom 24.12. vor – und dies sorgte im Gemeindesaal für einiges an Kritik. 

Schutzdamm und -mauer sowie Steinschlagnetze

Gebhard Walter, Leiter der Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung, führte aus, dass das Schutzkonzept einerseits aus Steinschlagschutznetzen auf einer Länge von 270 Metern und einer Aufnahmeenergie von 5.000 Kilojoule bestehen. Außerdem wird ein Schutzdamm auf einer Länge von 105 Metern errichtet, die acht Meter hoch ist und eine Aufnahmeenergie von 10.000 Kilojoule aufweist. Zudem soll eine 70 Meter lange und acht Meter hohe Schutzmauer gebaut werden. Ergänzend gibt es ein Monitoring-System, das den Berg mit Rissmessern und einem automatischen Vermessungsgerät bewachen soll. Walter: "So können Bewegungen im Berg schnell festgestellt und bei Gefahr die entsprechenden Maßnahmen, wie beispielsweise eine Evakuierung von Häusern, gesetzt werden." Alles in allem würde durch dieses Konzept laut Walter von der WLV ein "optimaler Schutz für die Gebäude und die Straße gewährleistet" sein.

Verlegung und Erhöhung der Straße

Christian Molzer, Vorstand der Abteilung Verkehr & Straße beim Land Tirol, präsentierte im Anschluss das neue Straßenkonzept: Es sieht eine Verlegung der Straße in Richtung Valserbach vor – außerdem soll die Straße auf einem Damm verlaufen, der bergseitig eine Steigung von 60 % und auf der anderen Seite eine Steigung von 25 % vorsieht. Durch den Damm soll der Schutz für die Straße gewährleistet werden.
Alois Walser von der Abteilung Bodenordnung des Landes Tirol referierte im Anschluss daran über das Konzept für die Rekultivierung des Bodens, damit wieder das Beste aus dem Boden herausgeholt werden kann.
Insgesamt soll das Projekt rund 1,3 Millionen Euro kosten – 50 % werden vom Bund, 30 % vom Land und 20 % von der Gemeinde Vals bezahlt. Abschließend betonte Gebhard Walter von der WLV: "Das Schutzkonzept kann rasch umgesetzt werden und gewährleistet einen hohen Schutz für Straße und Gebäude – in Bezug auf den Schutz vor allen Naturgefahren kann eine deutliche Verbesserung erzielt werden." Auch Bürgermeister Klaus Ungerank stimmte dem zu.


"Warum bekommen wir keinen Tunnel?"

In der anschließenden Fragerunde erhitzten sich dann die Gemüter – viele Valserinnen bekundeten Unverständnis darüber, dass der von vielen geforderte Tunnel nicht realisiert wird. Die Gruppe rund um Wendelin und Thomas Kirchmair, Helmut Mair und Ernst Eller erstellten sogar eine Unterschriftenaktion für den Tunnel, auf der ganze 270 ValserInnen unterschreiben – unter ihnen auch Bgm. Klaus Ungerank und Vizebürgermeister Josef Mair. Dass der Tunnel nun doch nicht kommt, stößt auf Unverständnis – Helmut Mair: "Es ist uns ein Rätsel, warum die Straße jetzt um drei Meter verlegt und erhöht wird und außerdem immer noch in der roten Zone liegt und das dann ein ausreichender Schutz sein soll. Wir fordern nach wie vor eine Tunnelvariante!" Die Vertreter des Straßenbaus sowie der WLV führten dazu aus, dass insgesamt sieben Varianten für das Schutzkonzept geprüft worden seien, die Tunnelvariante der Prüfung für den bestmöglichen Schutz aber nicht standgehalten hätte und man sich deshalb für die Verlegung der Straße entschieden habe. Damit gaben sich die Zuhörer aber nicht zufrieden – unter anderem hieß es: "Wie Valser verstehen einfach nicht, warum wir keinen Tunnel bekommen, überall sonst aber Tunnel zum Schutz errichtet werden." Außerdem sei die "Ultenlawine", die häufig an dieser Stelle ins Tal donnert, ein großes Problem, vor dem man mit der Verlegung der Straße laut Meinung einiger ValserInnen nicht genügend geschützt sei. Ein Zuhörer forderte im Zuge der Diskussion sogar eine Volksbefragung, die entscheiden soll ob es einen Tunnel geben soll oder ob die Straße verlegt wird. 
Abschließend betonte Bgm. Klaus Ungerank: "In Summe muss man sagen, dass durch das Schutzkonzept die Objekte sowie die Straße gut geschützt werden."

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