In den Viehstall gehören Rauchschwalben
BirdLife Österreich: Die Rauchschwalbe ist aus dem Winterquartier zurück
BEZIRK TULLN (red). Es ist nicht mehr zu verbergen, der Frühling steht vor der Tür. Dieser Tage kehrt unser gefiederter Frühlingsbote aus seinem Überwinterungsgebiet zurück: Die Rauchschwalbe. Sie gilt als Bote des Glücks und ist stark im Volksglauben verwurzelt. Demnach bewahrt eine nistende Schwalbe das Haus vor Feuer und die Stalltiere vor Krankheiten. Die Rauchschwalbe verdankt ihren Namen dem Verhalten, durch Giebellöcher in Gebäude zu gelangen. Ihre napfförmigen, oben offenen Nester baut die Rauchschwalbe bevorzugt in Ställe oder andere trockene und windgeschützte Gebäude. Die Begeisterung darüber wird aus Angst vor Krankheiten oder mangelnder Hygiene jedoch nicht überall geteilt. Unbegründet, wie BirdLife aufklärt.
„Es hält sich hartnäckig das Gerücht, Schwalben in Viehställen wären mit den EU-Hygienevorschriften nicht vereinbar. Das ist nicht richtig“, erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Eine Richtlinie über Hygienevorschriften für Milcherzeugerbetriebe aus 1989 legte fest, dass Schweine und Geflügel nicht im Kuhstall oder in den Melkräumen untergebracht werden dürfen. (*) „Schwalben gelten jedoch nicht als Geflügel, sondern als Wildtiere und sind deshalb von dieser Bestimmung nicht berührt. Das bedeutet, Schwalben dürfen damit weiterhin in Kuhställen nisten“, so Wichmann. Die AMA (Agrarmarkt Austria) beschreibt in ihrer Gütesiegel-Richtlinie für Rinderhaltung Schwalben sogar als Nützlinge in Ställen. Kotbretter werden zur Unterstützung des Nestbaus und als Vorbeugung gegen mögliche Verunreinigungen empfohlen.
BirdLife Österreich startet daher eine Aufklärungskampagne, die sich speziell an die Bevölkerung aus den ländlichen Regionen richtet und den Wieder-Einzug der Rauchschwalbe in heimische Ställe zum Ziel erkoren hat.
Maßnahmen zum Schwalbenschutz in Ställen
Nisten Schwalben in Ställen, muss man sich keine Sorge um die Hygiene machen. BirdLife Österreich rät zu einfachen Maßnahmen, die nicht nur die Schwalben im Nestbau zu unterstützen, sondern auch um mögliche Verunreinigung durch Kot vorzubeugen: Nistbrettchen dienen als Unterlage für den Nestbau und helfen dort, wo Nester nicht haften. Sie geben dem Nest zusätzlichen Halt und bewahren es vor einem Absturz. Kotbretter fangen „Hinterlassenschaften“ auf und vermindern dadurch Verunreinigungen in den Ställen.
Schwalben für das Tierwohl im Stall
Rauchschwalben ernähren sich von Fluginsekten wie Mücken und Fliegen und jagen auch in den Ställen, in denen sie brüten. Dadurch reduzieren sie die Belastung der Stalltiere durch Fliegen und Stechmücken erheblich. Pro Brutsaison werden etwa ein Kilogramm Insekten an die Jungtiere verfüttert. „Ein Landwirt hat in seinem Stall beobachtet, dass ein Schwalbenpaar in zwei Stunden um die 200 Stechfliegen gefangen und verfüttert hat“, berichtet Tierärztin Maria Hermann aus der Praxis. „Damit ist die Anwesenheit der Schwalben im Viehstall meine erste und wichtigste Empfehlung gegen die Insektenplage dort und für das Wohlergehen der Stalltiere.“
Kennzeichen der Rauchschwalbe
Als äußerliches Kennzeichen gelten ihr tief gegabelter Schwanz mit sehr langen Schwanzspießen, eine schwarz, metallblau glänzende Oberseite, eine weiße Unterseite mit schwarzem Brustband und eine rostrote Kehle und Stirn. Die Rauchschwalbe überwintert südlich der Sahara und kehrt von März bis April in ihr Brutgebiet bei uns zurück. Ende August bis Oktober zieht sie dann wieder ins Überwinterungsgebiet ab. Die Rauchschwalbe hat zwei bis drei Bruten pro Jahr, bei einer Brutdauer von 13 bis 16 Tagen.
Das Glück ist ein eine Rauchschwalbe
Schwalben werden als „Kulturfolger“ bezeichnet und sind seit jeher treue Begleiter des Menschen. Deshalb sind sie auch auf menschliche Hilfe angewiesen. „Geschlossene Stallfenster und mit glattem Verputz bestrichene Wände, die den Vogel daran hindern, sein Nest zu bauen, müssen der Vergangenheit angehören!“, appelliert Ornithologe Wichmann. „Freuen Sie sich, wenn Rauchschwalben bei Ihnen eingezogen sind und geben Sie ihnen bestmögliche Unterstützung.“
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