Fokus Freiberg: April, ein Festival

Festival-Kurator Winfried Lehmann
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Wer sich privat für das kulturelle Geschehen im Gemeinwesen engagiert, wird in materieller Hinsicht nie auf seine oder ihre Kosten kommen. Das ist zwingend, denn soziales Engagement verbraucht Geld, bringt keines.


Es geht in solchem Engagement um immaterielle, also symbolische Gewinne. Das erinnert uns daran, Geld ist ein Medium. Es hat für sich keinen Wert.

Erst wenn Sie klären, in was sie Geld konvertieren, eintauschen möchten, entsteht ein konkret beschreibbarer, erfahrbarer Wert. Das hat seine andere Seite: Geld wird nicht erarbeitet, es IST „geparkte Arbeit“; zumindest dort, wo Menschenmaß vorherrscht.

Die wenigstens Menschen machen sich beim Besuch eines privat initiierten Kulturfestivals Gedanken, was an Arbeitszeit und Cash, also auch an handelnden Personen nötig ist, um so etwas auf die Bühne(n) zu bringen. Das ist auch ganz in Ordnung. Wurden Geld und andere Ressourcen in ein berührendes Ereignis konvertiert, sind ja nicht diese Ressourcen und Anstrengungen, sondern unsere Erlebnisse Gegenstand dieser Veranstaltung.

Das sollte übrigens auch bedacht werden, wenn sich bei Eröffnungen eine Verwaltung dafür bedanken läßt, daß sie von der Politik genehmigte Gelder einbringt, welche von uns allen erwirtschaftet wurden.

Es sind die Taten der Menschen, von denen ja auch nur ein Teil in Geld zwischengelagert werden kann. Es sind die Taten der Menschen, aus denen im günstigsten Fall jene Kontinuität in der Kultur- und Wissensarbeit einer Region erwächst, auf die wir besser nicht verzichten sollten, wie uns das ganze 20. Jahrhundert gelehrt hat.

Wenn über die Arbeit der jungen Kulturinitiative Fokus Freiberg zu berichten ist, dann handelt das im Kern von drei Personen. Da ist der Künstler Winfried Lehmann zu nennen. Ein Mann, der die Welt gesehen hat, dessen Teenager-Tage schon ein Weilchen hinter ihm liegen, was ich betone, weil in seinem Lebensabschnitt viele Menschen nur noch warme Plätzchen hinter ihren Öfen suchen.

Nicht so Lehmann, der sich in kurzer Zeit die Kompetenzen erarbeitet hat, so ein üppiges Mehrsparten-Festival auf die Bühne zu bringen. Das fand Unternehmer Ewald Ulrich gleichermaßen interessant wie anregend, so daß er Lehmann anbot, bei diesem Engagement zusammenzugreifen. Auf die Art formierte sich Fokus Freiberg.

Die beiden zueinander sehr kontrastreich stehenden Männer gingen mit solchem Verve vor, daß Medienfachmann Helmut Oberbichler, auch kein Grünschnabel mehr, meinte, das gefiele ihm sehr, da gehe es um etwas, dabei würde er gerne mitarbeiten. Voila! Wir konnten eben sehen, was es bewirkt, wenn bloß drei Leute ihre Mittel und Möglichkeiten kurz in einen Topf werfen.

Dazu kommen dann noch die Beiträge der Kunst- und Kulturschaffenden. Sie haben verstanden, was Synergie bedeutet, haben mehrheitlich ihre Kompetenzen und Werke unentgeltlich eingebracht.

Es gibt freilich auch kuriose Ausnahmen. Sei es, daß jemand mit Honorar ins Boot kommt, um so seinen Sponsor aufs Plakat zu bringen, was leider das Funderment des Projektrs etwas untergräbt, sei es, daß jemand seine eigene Rolle bei der Veranstaltung ziemlich verhaltensoriginell anlegt.

Damit meine ich, daß auch Momente eklatanten Fehlverhaltens offenbar zum Lauf solcher Dinge gehören; wenn etwa ein Kreativer das kostenlose Angebot an Kaffee und Kuchen auf Herrenmenschen-Art nutzt und die Frau hinter der Schank anpöbelt, als möchte er einem depperten Küchentrampel den Weg zu angemessenem Kundenservice weisen, obwohl ja ersichtlich sein mußte, daß mehrere hundert Gäste des Festivals gerade an der Schank naturgemäß Wartezeiten verursachen.

So geschehen gegenüber der Dame des Hauses, also der gastgebenden Unternehmersgattin, die sich hinter der Schank die Ärmel aufgekrempelt hatte; ein milde Seele, an der man plötzlich Zorn über solche Zumutung kennenlernen konnte.

Es sei notiert, daß man gerade unter den mäßig talentierten Kräften gelegentlich die erstaunlichsten Aufplusterungen erleben kann, was freilich der Lauf der Dinge regeln wird, daran zweifle ich nicht.

Was dann bleibt, ist die Freude an den neuen Perspektiven, die eben in Schloß Freiberg eröffnet wurden.

+) Aprilfestival [link]

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