Heilfasten 2017 in Gleisdorf - die Stadt muss sparen

Bgm. Christoph Stark - kurzfristig mit Vollbart - im Gepräch mit der WOCHE.
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Das Sparjahr ist Gleisdorf sieht Bgm. Christoph Stark als Fasten. „Fasten ist ja was Positives“, meint er. Er betont, dass es wichtig sei, sich bewusst zu machen, auf welchem Niveau man sich bewegt habe. Eines sei klar: Man arbeite stadtintern wieder daran, dorthin zu kommen, wo man war. Vielleicht aber mit anderen Schwerpunkten.

Was waren für Sie als Bürgermeister die wichtigsten Eckpunkte des vergangenen Jahres?

Bgm. Christoph Stark.: Ein wichtiger Eckpunkt war das Zusammenspiel zwischen der Umsiedelung der Asylwerber und die Neuerrichtung des Kindergartens. Das war zeitlich sehr gedrängt und ist sich im neuen alten Kindergarten in der Neugasse auf den letzten Abdrücker ausgegangen. Es ist nur deshalb gelungen, weil ganz viele Leute zusammen gegriffen haben. Bautechnisch war sicher die Sanierung der Neuen Mittelschule ein großes Projekt, das viele Ressourcen gebunden hat.
Mit welchen Themen wird man sich in Gleisdorf 2017 beschäftigen?
Stark: Das Sparbudget bereitet uns allen keine große Freude, aber es ist wie es ist, da führt kein Weg daran vorbei. Das bringt natürlich für alle Bereiche Einschränkungen mit sich. Wir werden viel Kraft und Hirnschmalz darin investieren, wie man diese Einschränkungen für die Betroffenen so gering wie möglich halten kann. Das sind die Vereine, die Fördernehmer, der Kulturbetrieb …

Welche Schwerpunkte setzt die Stadt für die Zukunft?

Stark: Wir sind zum Beispiel beim großen Breitbandprojekt dabei – mit dem ganzen Bezirk Weiz. Das ist am Starten. Wir versuchen die theoretischen Grundlagen dafür zu schaffen, wie man das Breitband am besten ausrollen kann, wenngleich es in Gleisdorf ja schon viele Kilometer Glasfasernetz gibt. Gemeinsam mit den Stadtwerken und den Feistritzwerken wird das noch weiter ausgebaut.
Das zweite große Projekt ist das Mobilitätsprojekt, das wir beim Land eingereicht haben und zu einer EU-Förderung. Da geht’s um den Busbahnhof und die Radwege-Anbindung an den Busbahnhof und die Verbindung innerhalb der Kleinregion in den Umlandgemeinden – wie man die gut mit dem bestehenden öffentlichen Verkehrsnetz kombinieren kann. Es geht auch um die Verdichtung des öffentlichen Verkehrs in der Kleinregion. Das wird ein großes Projekt.
Es splittet sich auf in einen klaren sichtbaren Teil – den Busbahnhof - und in theoretische Grundlagen z. B. mit Erhebung der Frequenzen. Wo brauchen wir welchen öffentlichen Verkehr, wo ist er leistbar? Das wollen wir für die neue Stadt Gleisdorf und die Kleinregion. Wenn wir das Projekt genehmigt bekommen, dann muss es 2017 abgeschlossen sein. Nur dann können Fördermittel fließen. Wir hoffen auf die Zusage und müssen dann sofort starten. Die Förderqoute liegt bei 60%. Das Projekt umfasst 742.000 Euro.

Ist Zuzug nach wie vor ein Thema?

Stark: Zuzug ist immer ein Thema. Das bricht nicht ab. Es gibt laufend neue Bauprojekte und neue Ideen von Bauträgern. So lange die gesamtwirtschaftlichen Verhältnisse so bleiben, wird es Zuzug geben.
Wie funktioniert die Integration von Flüchtlingen in Gleisdorf?
Stark: Ich weiß, dass die Anzahl der AsylwerberInnen stetig rückläufig ist, was ein ganz natürlicher Prozess ist, weil die meisten, die den Asylstatuts bekommen, in größere Einheiten abwandern – Graz, Wien. Die Wenigsten bleiben da. Sie brauchen dann auf der Stelle Wohnung und Arbeit. Beides ist rar – gerade die leistbaren Wohnungen sind dünn gesät. Die meisten suchen ihr Glück in größeren Städten.
Die Integration im letzten Jahr war sehr positiv. Durch Arbeit im öffentlichen Bereich ist das sehr gut gelungen. Bei der Neuen Mittelschule haben ganz viele mitgeholfen. Die Gleichenfeier war wie ein Multi-Kulti-Fest. Das war eine nette Stimmung. Da sind echte Freundschaften entstanden.

Bautätigkeit wird es in der Stadt vermutlich auch weiterhin geben?

Stark: Wir haben zwar einen Baustopp verfügt, aber das muss man erklären. Das heißt überhaupt nicht, dass nicht mehr gebaut werden darf. Baustopp heißt, dass jedes Projekt auf seine Zukunftstauglichkeit im Hinblick auf das neue Stadtentwicklungskonzept, an dem gerade gearbeitet wird, überprüft werden muss. Bauamt, Baukulturbeirat sowie Raumplaner bzw. Ortsbildsachverständiger überprüfen. Das neue Stadtentwicklungskonzept und der neue Flächenwidmungsplan sind Riesenprojekte. Da gibt es bereits hunderte Wünsche von BürgerInnen. Der neue Flächenwidmungsplan ist 1.0, ganz neu und kein Fortsetzen von Altem. Durch die Fusion muss er neu gemacht werden. Die raumordnerischen Vorgaben sind auch strenger geworden. Es wird nicht mehr überall Wohnbau möglich sein.

Junge Politik ist sehr aktiv in Gleisdorf.

Stark: Das ist richtig. Alle Fraktionen haben junge Menschen dabei, die politisch interessiert sind. Es gibt ja auch das überparteiliche Vorzeigeprojekt Plan G, das im Vorjahr gestartet wurde. Aber das laufende Jahr hat auch gezeigt, dass es demokratiepolitisch gar nicht einfach ist. Das Ausmachen von Projekten, ohne Zurufe aus dem Gemeinderat, war doch ein diskussionreiches Jahr für die jungen Leute. Es ist bemerkenswert, dass es so viele junge Leute gibt, die etwas bewegen wollen.

Diese Fitnessgeräte im Stadtpark auf Initiative von Plan G werden auch tatsächlich umgesetzt?

Stark: Dieser Street-Workout-Park soll kommen. Dafür ist das Geld reserviert.

Wie steht Gleisdorf wirtschaftlich da?

Stark: Die Stadt steht sehr gut da. Sparen heißt nur, dass man das ausgeben darf, was man vorher eingenommen hat. Nachdem die Einnahmen erklärbar zurückgegangen sind – die Feistritzwerke müssen eigene Ausgaben tätigen – muss man sich bei den Ausgaben eben daran orientieren, was möglich ist. Weiz hat zum Beispiel weniger Heizkostenzuschuss als Gleisdorf, fördert weniger die Vereine als wir es tun. Wir haben uns in Summe auf ein Niveau gehantelt, das durchwegs erstaunlich war. Das Geld fließt in diesem Maße jetzt nicht mehr. Wir diskutieren auch über Projekte, die schon über Bund und Land gefördert werden. Warum muss die öffentliche Hand dreimal dasselbe fördern? Zum Beispiel die Elektromobilität. Über diese Dinge muss man ganz nüchtern nachdenken. Welche Akzente wir – und das darf man nie vergessen – mit öffentlichem Geld setzen wollen, das muss wohlüberlegt sein.
Gesamtwirtschaftlich meine ich, dass es uns gut geht, die Kommunalsteuer ist ein Indikator dafür. Es geht ständig nach oben. Das ist sehr erfreulich. Auch unseren eigenen Betrieben – den Stadtwerken und den Feistritzwerken – geht’s super. Aber da stehen Projekte vor der Haustür, die einen großen Umfang haben. Das Projekt „Smart Meter“ - der elektronische Stromzähler, der in den Haushalten europaweit eingebaut werden muss - bedeutet für die Feistritzwerke ein Investment von 16 Millionen Euro.
Gespart werden kann aber nur bei den Ermessensausgaben. Die Sozialhilfeverbandsumlage steigert sich um 400.000 Euro. Der Bezirk Weiz investiert in die Bereiche Pflege, Mindestsicherung, Jugendwohlfahrt und Behindertenhilfe in Summe 88 Millionen Euro pro Jahr. Diese werden zu 40% von den Gemeinden aufgebracht und zu 60% vom Land. Das sind nahezu alles gesetzlich verankerte Ausgaben. Die können wir nicht steuern. Darauf haben die Menschen einen Anspruch.

Wie spart man im Gemeindeamt?

Stark: Wir besetzen keine Positionen nach, wo jemand in Pension geht. Wo wir politisch nicht fertig diskutiert haben, ist der Beitrag der Politik. Ich meine, wenn man bei Vereinen, in der Kultur, bei der Jugend oder im Umweltbereich spart, weniger fördert – auch die Mitarbeiter im Haus wissen, es werden heuer keine Überstunden ausbezahlt, sondern es wird Zeitausgleich genommen – dass auch die Politik ein Zeichen setzen muss. Ich verzichte auf 20% meines Gehaltes für 2017. Als Zeichen in diesem besonderen Jahr halte ich das für richtig. Ein weiteres Zeichen der Politik ist notwendig.

Gibt es Neujahrsvorsätze Ihrerseits?

Stark: Nein, eigentlich nicht. Die Zeit, in der ich daheim gelegen bin (Anm. der Redaktion: Christoph Stark hatte kürzlich eine Lungenentzündung) hat mir schon gezeigt, wie wertvoll das Gut der Gesundheit ist. Es hat mir gezeigt, wie fragil das Leben sein kann. Es hat den Stellenwert wieder ins richtige Eck gerückt, mit der eigenen Gesundheit maßvoller umzugehen.

Was waren Ihre privaten Highlights im abgelaufenen Jahr?

Stark: Wir durften uns über viele Gäste zuhause freuen, die wir bekocht haben. Das war schön. Die Freundschaftspflege und die Familie sind ein wertvolles Gut, da haben wir gerne Zeit investiert. Das kommt ja auch tausendfach zurück.
Ein Highlight war eine Wanderung nach Mariazell mit Freunden. Das war körperlich eine riesen Herausforderung. Wir sind von Gleisdorf in drei Tagen nach Mariazell gegangen. „Des woar wax!“ Wir sind mit Kirchturmschlagen und Orgelklängen am Hauptplatz einmarschiert. Das war ein wahnsinnig emotionaler Moment. Dann habe ich aber drei Tage nicht mehr gehen können, aber das war es wert.
Und ich war zum ersten Mal in meinem Leben segeln. Das war gleich ein paar Tage darauf. Das war unglaublich, einfach wunderschön. Sehr entspannend.

Worauf freuen Sie sich 2017? Gibt es schon persönliche Pläne?

Stark: Wir haben noch nichts fix geplant. Es wird heuer ein etwas größeres Fest geben, weil da was Rundes daherkommt. (Anm. der Redaktion: Christoph Stark wird im Frühjahr 50 Jahre alt.) Es ist ja schön, wenn man Menschen einlädt.

Vielen Dank für das Gespräch und ein gutes neues Jahr!

Bgm. Christoph Stark - kurzfristig mit Vollbart - im Gepräch mit der WOCHE.
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