Helge Payer: "Allein schon die Frage löst Gänsehaut aus"

Helge Payer hat sein Versprechen wahr gemacht und kehrte als Torwarttrainer zu Rapid zurück. | Foto: SK Rapid Wien
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WELS/WIEN. Helge Payer hat eine bewegte Laufbahn als Torhüter hinter sich. Doch auch vor dem 37-jährigen Familienvater, der schon vor seinem Wechsel zum SK Rapid großer Fan des Rekordmeisters war, liegen noch viele aufregende Jahre im Fußballgeschäft. Begonnen hat die Karriere des gebürtigen Welsers in der Jugend der Eintracht Wels. Mit elf Jahren führte sein Weg von der Messe- in die große Hauptstadt.

Sie sind seit wenigen Wochen als Torwart-Trainer wieder zurück bei Rapid. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Payer: Nach meinem Abgang vor vier Jahren habe ich in einem Interview angekündigt, dass ich in naher Zukunft sicher in irgendeiner Funktion zurückkommen werde. Nach fast genau vier Jahren war das dann auch wirklich so, als würde ich zurück nach Hause kommen. Wie in die Otto-Loewi-Straße in der Gartenstadt. Rapid war 22 Jahre lang mein Zuhause.

Was macht Rapid im Vergleich zu den anderen Vereinen in Österreich so besonders?
Das kann ich nicht vergleichen, weil ich nie bei einem anderen Verein war. Aber es war bereits ein ganz besonderes Gefühl, als ich mit sechs Jahren erstmals ins Hanappi-Stadion zu einem Spiel gekommen bin. Es hat mich total mitgenommen und begeistert. Der Spirit und die Aura sind ansteckend gewesen, ich war sofort Fan. Jetzt bin ich ein Teil davon, weil ich zwei Meistertitel mit Rapid gewonnen und über 300 Spiele gespielt habe. Ich bin ein Teil der Geschichte, das ist fast noch besonderer. Ich bin dem Verein unendlich dankbar dafür, dass ich mich so entfalten konnte. Er hat mich zu dem gemacht, was ich bin.

Sie waren also schon lange vor Ihrem Wechsel Rapid-Fan. War Rapid immer der einzige Verein?
In Österreich schon, aber international bin ich schon seit Romarios Zeiten Barcelona-Sympathisant. In Italien hat mich immer schon Sampdoria Genua fasziniert. Die Fans singen das ganze Spiel durch. Spieler wie Attila Lombardo waren frühe Vorbilder für mich.

Heuer läuft es für Rapid bislang gar nicht gut. Warum?
Da gibt es ganz viele Gründe, durch die man vom Weg zu einer gewissen Kontinuität abgekommen ist. In schwachen Momenten wurden Entscheidungen getroffen, bei denen ich mir jetzt nicht anmaßen möchte, zu sagen, ob sie richtig oder falsch waren, weil ich damals nicht bei Rapid war. Die Mannschaft hat sicher Qualität, aber viele Spieler sind noch nicht lange hier. Einige sind von kleineren Vereinen gekommen und müssen sich an das neue Umfeld und Stadion gewöhnen. Vor allem das Stadion ist ein unglaublicher Druck, weil jeder weiß: Da muss man erfolgreich sein. Zum Körper muss außerdem auch die Seele nachkommen.

Was sehen Sie als Ihre Aufgabe auf dem Weg aus der Krise?
In unserem Trainerteam hat jeder seine klare Aufgabe. Ich bin verantwortlich dafür, die Torhüter der Kampfmannschaft stark zu machen und im gesamten Verein ein Konzept für alle Torhüter zu etablieren, damit sich Rapid in Zukunft dort nicht mehr am Transfermarkt bedienen muss. Kurzfristig ist es meine Aufgabe, sicherzustellen, dass die Torhüter in Topform sind. Außerhalb meines Kompetenzbereichs gebe ich aber natürlich auch gerne meinen Senf dazu [lacht].

Sie haben die Helge Payer Torwartschule ins Leben gerufen. Worum handelt es sich dabei und wie kam es dazu?
Ich habe sie vor elf Jahren gegründet und hatte das Glück, die besten Torwarttrainer an Bord zu haben, darunter Herbert 'Funki' Feurer und mein Vater. Ich möchte die besten Torhüter am Markt herausbringen. Die ersten sind jetzt 16 bis 18 Jahre alt, viele stehen bei Bundesligisten unter Vertrag. Alleine zu Rapid habe ich in den letzten elf Jahren mehr als 30 Torhüter gebracht.

Wie sieht Ihr Wochenablauf derzeit aus?
Im Monat habe ich ein oder zwei Tage frei. Es gibt jeden Tag Training, außer es ist ein Spiel. Zudem bin ich natürlich öfters bei der Torwartschule vor Ort.

Welche langfristigen Ziele haben Sie in Ihrer Trainerkarriere?
Ich bin in meinem Bereich sehr glücklich und lebe im Hier und Jetzt. Mein kurz- und langfristiges Ziel ist es, Rapid dazu zu verhelfen, sich bei Torhütern nicht mehr am Transfermarkt betätigen zu müssen.

Welche Trainerausbildungen haben Sie bereits abgeschlossen?
Ich habe die höchste internationale Torwarttrainer-Ausbildung abgeschlossen, die UEFA Pro-Lizenz. Die haben noch nicht viele in Europa, da sind wir in Österreich ein Vorreiter.

Sie waren zuletzt 3,5 Jahre lang Fernseh-Analytiker. Was haben Sie daneben noch gemacht seit Ihrem Karriereende?
Torwarttrainer beim U19- und U16-Nationalteam war ich. Außerdem habe ich das Helge Payer Talent Management gegründet, bei dem ich Talente von meiner Torwartschule gemanaget habe. Ich war aber kein klassischer Spielerberater, sondern eher Mentor. Jetzt habe ich diese Tätigkeit aber stillgelegt, weil ich ja für Rapid tätig bin und das eine schiefe Optik hätte.

Haben Sie sich auch mehr Ihrer Familie gewidmet?
Ich wohne gleich neben dem Stadion. Dadurch, dass ich jetzt mit Rapid und der Torwartschule nur mehr auf zwei statt vier Hochzeiten tanze und nicht mehr fürs Fernsehen tätig bin, ist also jetzt mehr Zeit für meine sechsjährige Tochter als vorher.

Am Ende Ihrer Karriere haben Sie noch ein halbes Jahr lang in Griechenland bei AEL Kalloni gespielt. Wie resümieren Sie diese Zeit?
Das war ein Runterkommen von einer sehr erfolgreichen, aber auch anstrengenden und aufwendigen Fußballerkarriere. Elf Jahre lang bei einem Topklub die Nummer eins zu sein, ist zwar unglaublich schön, aber auch unglaublich nervenaufreibend. Man bekommt schon einiges ab in all den Jahren. Das Jahr in Griechenland, von wo mein Opa herkam, war deswegen auch ein Jahr der Auszeit: schöne Insel, schönes Haus am Meer, Spaß am Fußball. Spaß hat er zwar immer gemacht, aber der große Druck war schon auch mal belastend.

Ansonsten waren Sie Ihre ganze Profikarriere hinweg bei Rapid. War ein Wechsel ins Ausland davor nie ein Thema?
2005, kurz vor meiner Vertragsverlängerung, hätte ich zu Liverpool gehen können. Ich wollte aber auf keinen Fall meine Nummer-Eins-Position verlieren und Liverpool konnte sie mir nicht versprechen. Die Heim-EM war außerdem mein großes Ziel. Darum habe ich bei Rapid um fünf Jahre verlängert, auch weil ich unbedingt Chamipons League spielen wollte. Damals war es ja auch noch so, dass viele Österreicher aus dem Ausland wieder zurückkamen, weil sie sich nicht durchsetzen konnten.

Sie haben in Ihrer Karriere annähernd 400 Pflichtspiele absolviert. Kann man da ein ganz besonderes herausheben? Wie etwa das WM-Qualispiel gegen Frankreich oder die Champions League-Spiele gegen Bayern mit Oliver Kahn als Gegenüber?
Das Champions League-Spiel gegen die Bayern war schon sehr besonders. Alleine schon diese Frage löst Gänsehaut bei mir aus, so wie die Hymne vor dem Spiel. Emotional war auch das Auswärtsspiel in der Europa League beim Hamburger SV. Wir kamen zum Aufwärmen und auf einmal waren da 8000 Leute in der Rapid-Kurve. Das ist ganz selten, auch gegen Aston Villa war es ganz fein.

Es gab aber sicher auch bittere Momente.
Etwa vor der Euro, als ich wegen einer Thrombose sechs Monate nicht spielen konnte. Das war der bitterste Moment, aber als der Arzt gesagt hat, dass wir froh sein können, dass er es gesehen hat und ich am Leben bleibe, hat sich das wieder relativiert.

Was war denn das schwierigste und was das Schönste am Job des Fernseh-Analytikers?
Das Schönste war der Job selbst, ich habe ihn geliebt. Das waren ein paar der erfüllendsten Jahre, die ich bis jetzt hatte. Schwierig war eigentlich nichts, weil es mir alle Kollegen relativ leicht gemacht haben. Ich habe an die 140 Spiele als Experte begleitet, darunter viele bei einer WM und einer EM. Ich gehe sicher wieder einmal in den Medienbereich zurück. Vor einigen Jahren, als ich das über Rapid gesagt habe, hat es ja auch gestimmt [lacht].

War es einfach, bei Rapid-Spielen neutral zu bleiben?
Ja, ich hatte mir das ja vorgenommen. Ein Rapid-Fan hat zu mir einmal vor einem Spiel etwas wütend gesagt, ich solle entweder mal objektiv oder für Rapid sein. Das habe ich als Kompliment genommen. Auch, wenn ich immer für Rapid war und das auch gesagt habe, habe ich immer versucht, das so ernst wie möglich zu nehmen.

Im Internet werden Fernsehmoderatoren und Analytiker schon fast so bewertet und kritisiert wie Fußballer. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Ehrlich gesagt schaue ich auf so etwas ganz selten. Ich bekomme auf meiner Facebook-Seite meistens positive Reaktionen, aber das sind ja auch Fans. Jedenfalls kann ich es nicht jedem recht machen. Authentisch zu sein war mein Ansatz.

Sie haben zu Beginn Ihrer Karriere 4,5 Jahre lang für Eintracht Wels gespielt. Waren Sie immer schon Torhüter?
Immer bis auf das erste Probetraining. Da habe ich gesagt, ich möchte auch mal am Feld spielen. Dort sind sie mir aber dann zu viel gelaufen [lacht]. Mein Vater hat mich schon mit vier, fünf Jahren im Tor trainiert.

Welche Rolle spielt Wels in Ihrem Leben noch?
Mit zwei Freunden habe ich noch Kontakt. Meine Wurzeln werden immer dort bleiben. Ich komme ein oder zwei Mal im Jahr nach Wels, 2018 veranstalten wir dort vielleicht ein Torwartcamp.

Schmerzt es ein wenig, dass in Zeiten der vielen Dorfklubs kein Verein aus Ihrer Heimatstadt Wels, der achtgrößten in Österreich, in den ersten drei Ligen vertreten ist?
Ich finde es schade, denn Wels ist eine super Stadt. Hier gibt es viele große Firmen, die das Potenzial hätten, in den Fußball zu investieren und ein gutes Konzept zu erstellen. Offensichtlich ist aber noch nichts aufgegangen. Mit der neuen Anlage des FC Wels ist aber schon ein erster Schritt gemacht worden. Jetzt braucht es Leute, die eine Idee und ein Konzept haben und natürlich Geldgeber, die auf den Zug aufspringen.

Durch die Bundesliga-Strukturreform könnte sich ja einiges ändern. Wie gefällt Ihnen diese?
Ich habe mich mit dem Thema noch nicht so beschäftigt, weil ich andere Hausaufgaben hatte. Es haben sich viele Leute über Monate hinweg den Kopf darüber zerbrochen. Ich beschäftige mich lieber mit Sachen, die mich direkt betreffen und auf die ich einen Einfluss habe. Oft kennt man die Beweggründe für eine Entscheidung ja gar nicht und kann daher auch nicht sagen, ob sie gut oder schlecht war.

Alle Informationen sowie Anmeldung zur Helge Payer Torwartschule unter:
www.hp-torwartschule.at

Helge Payer hat sein Versprechen wahr gemacht und kehrte als Torwarttrainer zu Rapid zurück. | Foto: SK Rapid Wien
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