Die „dummen“ Teilzeit-Frauen
WIEN. Es ist Sonntag. „Ich habe euch lieb“, sage ich und mache mich auf den Weg in die Arbeit. Ich mag Wochenenddienste, weil ich da flexibel sein kann. Mein Mann verbringt diese Zeit mit den Kindern und es wäre somit egal, ob ich neun Stunden im Büro verbringe oder zwölf.
Diese Flexibilität ist für mich ein Luxus, den ich unter der Woche als arbeitende Mutter – derzeit in Teilzeit, wohlgemerkt – nicht habe. Ich weiß, dass ich Vollzeit arbeiten sollte, wenn ich auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich, unabhängig und auch im Alter finanziell abgesichert sein will. Teilzeit kann natürlich eine Falle sein, wenn man nicht rechtzeitig aufstockt. Das ist mir und vielen anderen Teilzeitmüttern klarerweise bewusst. Das ändert allerdings nichts daran, dass wir alle an die örtliche (und auch oft sehr kostenintensive) Kinderbetreuung gebunden sind. (Und ich liebe es, meinen Kindern Gute-Nacht-Geschichten vorzulesen, wofür sie irgendwann zu alt sein werden.)
Wirtschaftsforscher befürchten nun, dass sich Beruf und Familie durch den Zwölf-Stunden-Arbeitstag vor allem für Frauen noch schwerer vereinbaren lassen. Was können wir also tun, wenn einer „Arbeitszeitflexibilisierung“ keine „Kinderbetreuungszeitflexibilisierung“ vorausgeht? Die Rechnung ist ganz einfach: Arbeitet einer mehr, muss der andere zurückschrauben. Deshalb müssen vor allem Männer lernen, Nein zu sagen. Damit am Ende nicht wieder die Frauen die Dummen sind.
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