Theresianumgasse: Mit Küchenutensilien auf Einbrecherjagd
Drei Mal wurde in sein Haus eingebrochen, bevor es einem Anrainer zu bunt wurde. Mit etwas List und Eigeninitiative überführte er zwei Einbrecher.
WIEDEN. Der Hauseingang zur Theresianumgasse 15 steht offen - seit drei Jahren. Seit mit den Renovierungsarbeiten im Haus begonnen wurde, kann dort praktisch jeder nach Lust und Laune ein und aus gehen. Ein Einbrecherduo nutzte die Gelegenheit, brach mehrere Kellerabteile auf und richtete sich anschließend in einer der leerstehenden Wohnungen im Haus eine kleine Bleibe ein. Besorgt um seine Sicherheit und die seiner Familie, legte ein Anrainer aus dem Nebentrakt den Einbrechern das Handwerk - mit einem alten Spülbecken und mehreren Kochtöpfen.
Seit fünf Jahren wird renoviert in der Theresianumgasse 15, seit drei Jahren lässt sich die Eingangstüre deshalb nicht mehr verschließen, steht also Tag und Nacht offen. Einer der Bewohner kontaktierte zwar wiederholt die Hausverwaltung, allerdings ohne Ergebnis. Bis zum heutigen Tage stehe die Türe offen. Am 11. Februar verschafften sich zwei Personen Zutritt zum Haus, eines der Kellerabteile wurde dabei aufgebrochen. Gut zwei Wochen später erfolgte ein weiterer Einbruch und Anfang März der Dritte. Jedes Mal wurde die Polizei verständigt, Anzeige erstattet und eine Niederschrift getätigt, gefasst werden konnten die Täter jedoch nicht.
Polizei findet Bolzenschneider
Eine Wohnung im Erdgeschoss des Hauses fiel dem besagten Bewohner schon länger auf. Einst hatte die für die Umbauarbeiten zuständige Baufirma dort ihr Büro eingerichtet, zog es aber vor einem Jahr ab. Seitdem schien die Wohnung leer zu stehen, war jedoch von außen nie verriegelt gewesen. Als der Bewohner einen Blick durchs Fenster in die eigentlich leerstehende Wohnung warf, war offensichtlich, dass es sich dort jemand bequem gemacht hatte. Er vermutete eine Obdachlosenwohnung und verständigte erneut die Polizei. Beim Betreten der Wohnung fand man dann zwar keine Personen vor, jedoch eine Sporttasche mit Bolzenschneider und anderen Werkzeugen, die sich für Wohnungseinbrüche eignen.
Ein Einbrecherquartier im Haus, offen zugänglich und keine Möglichkeit es zu verschließen: Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine friedliche Nacht, fand auch der Anrainer. Noch in derselben Nacht öffnete er die Tür des Quartiers und platzierte ein altes Spülbecken dahinter. Darauf stapelte er mehrere Kochtöpfe. Bevor er sich wieder ins Bett legte, öffnete er sämtliche Gangfenster und die Fenster seines eigenen Schlafzimmers, um beim leisesten Geräusch wach zu werden. Und in der Tat: Kurz nach dem Einschlafen riss ihn ein lautes Poltern aus dem Bett. Kurz darauf seien Schritte und das Licht einer Taschenlampe zu vernehmen gewesen, so der Erbauer der Falle. Umgehend wurde die Polizei kontaktiert, nur ein paar Minuten später drangen 16 Beamte ins Haus ein und stellten das Einbrecherduo.
"Mir haben die beiden eigentlich Leid getan"
Aus einer Holzpalette und einer alten Matratze hatte sich das Pärchen offensichtlich ein Bett gebaut, eine Plastikwanne nutzten sie zum Wäschewaschen. Schnell wurde auch klar, wozu die hauseigenen Kellerabteile regelmäßig aufgebrochen wurden: Von dort beschaffte man sich die wichtigsten Utensilien, um zumindest mit dem Nötigsten versorgt zu sein. "Am Ende haben mir die beiden eigentlich Leid getan.
Wahrscheinlich war es ein romantisches Liebespärchen", so der Anrainer. Ein bisschen wie bei Bonnie und Clyde also. Das Pärchen sitzt derzeit in U-Haft, neben den Einbrüchen in der Theresianumgasse, legt man ihnen auch noch weitere Einbrüche in Wien zur Last.
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