Sebastian Gimbel: "Die neue Regelung ist der Tod des Anrainerparkens"
Die bz bat den Vorsitzenden der City-Verkehrskommission zum Interview. Dabei spricht er sich entschieden gegen die Regelung aus dem Rathaus aus, die Anrainerparkplätze von 8 bis 16 Uhr für alle Parker zu öffnen.
Die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou will die Anrainerparkplätze von 8 bis 16 Uhr für alle öffnen. Waren Sie eingeweiht?
SEBASTIAN GIMBEL: Diese Idee kam aus heiterem Himmel. Sie hat uns verärgert und wir können sie nicht nachvollziehen.
Wie ist die Reaktion der Innenstadt-Politiker?
Wir beschäftigen uns seit Jahresbeginn mit einer genauen Evaluierung dieser Situation. Der Vorschlag der Vizebürgermeisterin würde für die City den Tod des Anrainerparkens bedeuten.
Warum sehen Sie das so?
Der Parkplatzdruck in der Inneren Stadt ist enorm. Zigtausende Autos pendeln täglich in die City und suchen nach Stellplätzen. Es gibt so gut wie keine Bewohner, die um 6 Uhr ihren Parkplatz verlassen und um 18 Uhr heimkommen. Die Arbeitszeiten sind flexibler geworden. Eine Abschaffung des Anrainerparkens zwischen 8 und 16 Uhr ist daher unmöglich.
Wie viele Anrainerparkplätze gibt es in der Inneren Stadt?
Wir haben die maximale Menge im Rathaus beantragt und damals auch bekommen. Es geht konkret um 1.540 Parkplätze, die nur für die Bewohner gekennzeichnet sind.
Wie läuft die derzeitige Evaluierung ab?
Wir testen ein Jahr lang die Auslastung der Anrainerparkplätze im Bezirk. Die Bediensteten der Parkraumüberwachung sind uns dabei behilflich. Damit können wir ganz genau sehen, wo wir leer stehende Anrainerstellplätze haben und wo zu wenige. Nach dem Ende dieser Evaluierung werden wir die vorhandenen Plätze umschichten, damit betroffenere Grätzel besser zum Zug kommen.
Vassilakou beruft sich auf Zahlen, die zeigen, dass die Anrainerparkplätze tagsüber leer stehen. Kennen Sie diese?
Diese Statistik ist offenbar das größte Geheimnis dieser Stadt. Wir haben sie noch nie gesehen und ich bezweifle, dass es sie überhaupt gibt.
Der 1. Bezirk wirkt wie ein gallisches Dorf, das sich nichts diktieren lässt. Warum ist die City so speziell?
Die oftmalige Politik des Darüberfahrens durch das Rathaus ist unmöglich. Ein Beispiel dafür ist etwa der Radweg in der Wipplingerstraße, der über Nacht beschlossen wurde. Wir vertreten die Bürger und können nicht alles so einfach hinnehmen. Dafür wurden wir ja gewählt.
Die neueste Form des Widerstandes ist, dass Sie kein Geld für die geänderte Beschilderung der Anrainerparkplätze zur Verfügung stellen. Von welcher Summe reden wir da?
Es geht um rund 300.000 Euro, die wir bereitstellen sollten. Diese sind nicht budgetiert und das Rathaus darf dieses Geld nicht anstelle des Bezirks hergeben. Es muss von uns kommen. Wir haben jährlich aber nur 70.000 Euro dafür im Topf.
Wie geht es jetzt in dieser Causa weiter?
Wenn unsere bezirksinterne Evaluierung abgeschlossen ist, werden wir unsere Schlüsse daraus ziehen und wollen sie auch Vizebürgermeisterin Vassilakou vorstellen.
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