Ein Künstlergespräch über das NS-Mahnmal in Baden

Die "Widerstäbe" arbeiten stark mit Gegensätzen, etwa mit schwarz-weiß
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BADEN. Im Gespräch mit der Kunsthistorikerin Cornelia Offergeld erläuterten Künstler Peter Kozek und Architekt Florian Sammer den Werdegang des NS-Mahnmals "Counterpoles/Widerstäbe", das nun am Badener Josefsplatz an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Hier eine Zusammenfassung des Gesprächs.

Wie ist das Mahnmal konzipiert?
Peter Kozek, gebürtiger Badener und Mitglied im hiesigen Kunstverein, wollte von Anfang an, auch auf Anregung von Elie Rosen (Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Baden) mit dem Davidstern als Symbol arbeiten, das sich in der Vorstellung entwickelt. Das Mahnmal besteht aus 36 Stahlstäben, deren Verlängerung in 12 Meter Höhe einen senkrecht stehenden, Richtung Synagoge weisenden, Davidstern ergibt. Jeweils drei Stäbe bilden am Boden gleichzeitig auch ein Dreieck (Der Davidstern besteht aus 12 Dreiecken). Dieses erinnert an die Kennzeichnung der verschiedenen Opfergruppen. (z.B. Rosa Winkel für Homosexuelle).

Es fällt auf, dass die Stahlstäbe in schwarz-weiß gehalten sind. Was bezweckt der Künstler mit dieser Gestaltung?
Kozek wollte mit Gegensätzen arbeiten. "Schwarz-weiß, weil rundherum alles bunt ist." Die schweren Stahlstäbe erheben sich in die Luft, der Davidstern zerfällt und setzt sich wieder zusammen, das Sichtbare wird dem Imaginären, dem Vergessen wird das Erinnern entgegengestellt. Kozek: "Ich will etwas Poetisches im Kopf bewegen".

Warum steht das Mahnmal am Josefsplatz und nicht bei der Synagoge?
Die Arbeitsgruppe hat bei der Ausschreibung zur Gestaltung den Josefsplatz festgelegt. Herbert Först, Mitglied der Arbeitsgruppe: "Es ist ein zentraler Platz, in der Nähe einer Schule." So rückt das Erinnern ins Zentrum.

Muss man - ähnlich wie Mahnmale in Wien - das Badener Mahnmal vor "Missbrauch" schützen? Kann es Aggressionen erzeugen?
Cornelia Offergeld: "Kunst ist nie an sich aggressiv. Wenn es aggressiv macht, bringt man diese Aggressionen schon mit." Peter Kozek: "Aggression ist an sich auch nichts Schlechtes, es ist auch eine Lebensenergie. Ich vertraue auf die positive Aura und den Spirit des begehbaren Mahnmals."

Ist das Mahnmal "Widerstäbe" nicht zu wenig pathetisch, plakativ, verständlich, um seinen Zweck zu erfüllen?
Cornelia Offergeld: "In der Gestaltung von Mahnmalen gibt es eine Tendenz weg vom Pathetischen, Massiven hin zu immer mehr Niederschwelligkeit, in manchen Aktionen fast bis zur Unsichtbarkeit." Das Aufstellen einer Erläuterungstafel war schließlich ein Entgegenkommen an die Betrachter, an die Bevölkerung.

Das Mahnmal kommt über 70 Jahre nach der Shoa. Nur wenige Menschen aus der damaligen Zeit leben noch. Macht es noch Sinn?
Cornelia Offergeld: "Es fällt auf, dass das Thema der Mahnmale in Österreich sehr spät begonnen hat. Die Theorie ist, dass es lang dauerte, bis der Schmerz bewältigt war, danach erst - 50 Jahre später - war dann auch der historische Blick möglich, der Mahnmale entstehen ließ." Mahnmale verstehen sich als Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Peter Kozek: "Die Arbeit nicht beendet. Das Mahnmal ist auch eine Art Versuchsanordnung."

Wie war der Aufstellungsprozess? Wie haben die Menschen reagiert?
Florian Sammer: "Wir wollten den Platz so lassen wie er ist und trotzdem die nötige Geometrie erfüllen. Das hat auch dazu geführt, dass wir mit einigen Stäben in die Frauengasse ausgewichen sind. Dort trafen wir just an einer Stelle, wo ein Stab aufgebaut werden musste, auf eine Sitzbank. In Abstimmung mit der Gemeinde wurde die Bank vom Stahlstab durchbohrt und nicht etwa beiseite geräumt. Wir haben aber auch den Untergrund des Josefsplatzes - Leitungen, Kabel, Wurzelwerk - beachten müssen und wollten nichts verletzen." Peter Kozek: "Ich habe nichts dagegen, wenn jemand herkommt und offen Kritik übt, sehr sehr fies fand ich aber abschätzige Bemerkungen, die doch einige Menschen im Vorbeigehen machten, ja, das war manchmal sehr fies. Die meisten Bemerkungen haben die Mitarbeiter der Baufirma abgekriegt."

Welche Erfahrung hat Peter Kozek mit Kunst im öffentlichen Raum?
Kozek hat schon mehrere Kunstwerke geschaffen, das Badener Mahnmal ist jedoch sein erstes, das "auf Dauer" angelegt ist.

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