„Der Riese vom Glungezer“ in der Innsbrucker Riesengasse.

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Beim Spaziergang durch die historische Altstadt Innsbrucks begegnet man zur Weihnachtszeit in der Riesengasse vier eindrucksvollen Riesen. Es scheint, als würden sie über den Innsbrucker Christkindlmarkt wachen. Bei den überlebensgroßen Figuren aus der Tiroler Sagenwelt hängen große Tafeln. Diese erzählen die Geschichte zum jeweiligen Riesen. Natürlich nutzen viele Besucher der Innsbrucker Bergweihnacht die Gelegenheit zu einem Fotoshooting.

Der Riese vom Glungezer

Vor langer Zeit lebte ein guter Hirtenkönig hoch auf den Almen des Glungezer* mit seinen vier Töchtern. Alle vier waren bezaubernde Prinzessinnen die gerne mit den Almblumen sprachen und sie pflegten. Sie tanzten im Regenbogen und brachten den armen Hirten Brot und Käse.
Eines Tages kam ein mächtiger Riese über den Glungezer und fand sich auf den schönsten Almen wieder, die er je gesehen hatte. „Hier lasse ich mich nieder!“ sprach der Riese und baute sich sogleich eine Hütte. Als die Hütte fertig war, setzte er sich genüsslich hin und schaute in den Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen erwachte der Riese durch ein bezauberndes Lachen! Unweit seiner Hütte tanzten und lachten die Prinzessinnen. Der Riese, der noch nie eine Prinzessin gesehen hatte, war sofort verzaubert. „Eine dieser Prinzessinnen möchte ich zu meiner Frau haben!“ dachte sich der Riese und legt sofort sein bestes Gewand an um beim König um die Hand einer seiner Töchter anzuhalten.

Als der König die ungewöhnliche Bitte des Riesen vernahm, wusste er nicht was er antworten sollte. Und so sagte er schließlich: „Es ist uns eine Ehre, aber in unserer Familie dürfen die Töchter selbst entscheiden ob sie einen Riesen heiraten wollen oder nicht!“ Darauf hin fragte der Riese jede Prinzessin ob sie seine Braut werde wolle. Doch die Prinzessinnen hatten zu viel Angst vor dem starken Riesen und so lehnten sie dankend ab. Der Riese ging traurig und gekrängt zu seiner Hütte zurück.

Der Schmerz in seinem Herzen verwandelte sich in Wut und Zorn. Er brach Felsen aus dem Berg und schleuderte sie Richtung Tal. Einer dieser Felsen rollte auf den Palast zu und riss ihn mit dem König und den Prinzessinnen in die Tiefe des Sees. Kaum hatte der Riese gesehen was er getan hatte, überkam ihm tiefe Reue. Er setzte sich an den Rand des Sees und weinte bitterlich. Er weinte und weinte, Tage und Wochen lang und der Kummer ließ ihn immer kleiner werden bis er nur noch ein Zwerg war. Und er sitzt heute noch da!
Manchmal wenn der Mond besonders hell scheint, sieht das kleine Männchen die vier Prinzessinnen über dem Wasser schweben. Da weiß er, dass sie ihm verziehen haben und er stürzt sich ins Wasser um bei ihnen zu sein. Doch schon am nächsten Tag sitzt er wieder am Ufer und wartet auf seine Prinzessinnen, denn unten im See hat er sie nie gefunden.

* Der Glungezer ist ein Berg in den Tuxer Alpen in Tirol, südöstlich von Innsbruck.

Erzählt von Christian Kammeringer

(Abschrift der Tafel)

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