Vorschläge durch das TFA für das Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm

Transitforum Austria-Tirol und CIPRA Österreich bringen  für eine ausbalancierte Diskussion des TSSP (Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm) 2018 verschiedene Forderungen ein. | Foto: tfA
  • Transitforum Austria-Tirol und CIPRA Österreich bringen für eine ausbalancierte Diskussion des TSSP (Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm) 2018 verschiedene Forderungen ein.
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TIROL. Im Jahr 2005 wurde von der Tiroler Landesregierung erstmals ein „Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm“ (TSSP) beschlossen. Dieses Programm legt die genauen Punkte für die Genehmigung neuer Projekte fest. Nun soll TSSP evaluiert werden. Jedoch findet diese Evaluierung ohne öffentliche Diskussion statt. Aus diesem Grund geben das Transitforum Austria-Tirol (TFA) und CIPRA Österreich eine Empfehlung ab.

Verschiedene Problematiken bei Wintersportzentren

Ein gerne übersehenes Problem der Wintersportzentren ist die Verkehrsproblematik mit Zu- und Abbringerverkehr. Hier kommt es regelmäßig zu Verkehrsüberlastungen. Ein weiterer kritischer Punkt sind Projekte von Seilbahnunternehmen, die teilweise über Jahre an Projekten festhalten und an eine Realisierung glauben. Diesbezüglich bräuchte es sogenannte Endausbaugrenzen für die Schigebiete. Zusätzlich gibt es muss eine mögliche Erschließung von Schitouren- und Sommertourismusgebieten, die Inhalte der Alpenkonvention und deren Durchführungsprotokolle angewendet werden, so das Transitforum Austria-Tirol und CIPRA Österreich.

Forderungen zur Evaluierung des TSSP

Die Hauptempfehlung des Transitforums Austria-Tirol und CIPRA Österreichs ist ein Blick auf die Tiroler Gesamtsicht und nicht auf ein Einzelprojekt (Gondelblick).

Die Forderungen im Detail:

  1. Jährliche Vorlage einer umfassenden Seilbahnstatistik mit raum- und verkehrsbezogenen Daten, welche u.a. Belastungen bzw. deren Entlastung darstellen;
  2. Keine neuen Erweiterungen, Zubringerbahnen und Zusammenschlüsse in verkehrsübersättigten Tourismus- bzw. Vorläuferregionen (bspw. Fernpass, Zirlerberg, Inntal, Zillertal, Loferer Straße etc.); Einbindung der Betreiber mit der Verpflichtung, sich an der Lösung der Zu- und Abbringerprobleme an den betreffenden Landesstraßen von den jeweiligen Staatsgrenzen bis in das betreffende Schigebiet und retour nach dem Verursacherprinzip zu beteiligen; Voraussetzung: Ausweisung/Benennung derartiger Regionen durch die Raumordnung.
  3. Festlegung von Endausbaugrenzen für die Schigebiete, wie erstmals von der Tiroler Landesregierung 1989 vorgesehen und in den „Seilbahngrundsätzen des Landes Tirol 1996“ und „2000 -2004“ ausgewiesen ( besonders dringend Tuxer Alpen – Zillertal ).
  4. Sicherung von bedeutsamen Sommertourismusgebieten und Schitourengebieten durch kartographische Ausweisung und/oder Einreihung unter ausgewählte Ausschlusskriterien des TSSP 2018
  5. Aufnahme von relevanten Bestimmungen aus den Durchführungsprotokollen der Alpenkonvention und Einführung der frühzeitigen grenzüberschreitenden Koordination und Abstimmung bei Zusammenschlüssen über Staatsgrenzen hinweg.

Auszüge aus dem Positionspapier an LH Platter und LR Tratter

  •  ... Wie dem Regierungsprogramm der Tiroler Landesregierung 2018 – 2023 zu entnehmen ist, „bekennen sich die Verhandlungsparteien ( ÖVP, Grüne ) dazu, das Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm weiterzuentwickeln. Das Ziel dabei ist, dass es zu keinen Neuerschließungen kommt und Zusammenschlüsse, Abrundungen und Zubringer dort möglich sind, wo sie sinnvoll und ökologisch verträglich sind“ (Zitat Seite 47). Weiter wird im Regierungsprogramm festgehalten, dass „im zukünftigen TSSP 2018 neben der Definition der Geländekammer auch die Verkehrsentwicklung und die regionalwirtschaftliche Bedeutung insbesondere in Bezug auf die Qualität der Arbeitsplätze und die Beteiligung der Gemeinden/Region an der Wertschöpfung durch das Projekt in einer gesamtheitlichen Beurteilung zu berücksichtigen sein wird“ (Zitat Seite 48 )...
  •  ... „Die Bedeutung der Seilbahnwirtschaft als wichtiger Teil der Tiroler Tourismuswirtschaft wird sowohl durch das Transitforum Austria-Tirol als auch durch CIPRA Österreich keineswegs in Frage gestellt. Jedoch ist aufgrund der Jahrzehnte lang anhaltenden Erschließungsdynamik nicht von der Hand zu weisen, dass diese in einzelnen Landschaftsräumen Tirols zu sichtbaren Belastungen geführt hat, die sich insbesondere in der Problematik des fließenden und ruhenden Verkehrs manifestieren und die es im Zuge der Neuauflage des TSSP zu korrigieren und einzugrenzen gilt.“
  •  ... „Im Besonderen stellen beide Organisationen fest, dass die Kapazitätserweiterungen in zahlreichen Schigebieten über viele Jahre sehr intensiv vorangetrieben wurden, während die verkehrlichen Zu- und Abbringermöglichkeiten auf Grund der Enge zahlreicher Täler nicht mehr mithalten können. Die Folgen sind an vielen Tiroler Straßen durch schon zum „Gewohnheitsrecht“ gewordene Stauwochenenden für viele Anrainerinnen und Anrainer zu einer nicht akzeptablen bis hin zur gesetzwidrigen Last geworden. Beispielhaft dürfen nur die Fernpassstrecke, der Zirlerberg, die Zillertalstraße und Eiberg/Loferer Straße in Verbindung mit den Problemen der Stadtgemeinde Kufstein genannt werden... “
  •  ... „Transitforum Austria-Tirol und CIPRA Österreich erkennen die Generalthemen Verkehr, Endausbaugrenzen und Alpenkonvention als Mindesterfordernisse für eine sinnvolle, zwischen den Sektoralinteressen ausbalancierte und zukunftsorientierte Weiterentwicklung des TSSP ...“
  •  ... „Genauso nicht zu unterschätzen sind Erschwernisse der Erreichbarkeit zahlreicher Orte im Kranken-, Unfall- oder Katastrophenfall durch Einsatzfahrzeuge. Dies alles führt auch zu einer Spaltung innerhalb der Tiroler Gesellschaft aller Schichten: Je stärker die genannten Auswüchse, umso geringer die Akzeptanz bis hin zur Ablehnung des Tourismus im Allgemeinen... “
  •  ... „Weil über viele Jahre ein sehr einfacher Grundsatz – „begrenzte Täler vertragen keinen unbegrenzten Verkehr“ – ignoriert und auch vom Tourismus beiseite geschoben wurde... “
  •  ... „Wer zum Beispiel im Stande ist, auf 3050 m eine spektakuläre „007 – James Bond Erlebniswelt“ zu errichten und sich dazu jährlich 120.000 Bond-Fans erwartet (SZ 20.06.2018), von dem müssen die verantwortlichen Landes- und Gemeindepolitiker im „Öffentlichen Gesamtinteresse“ auch einfordern, dass sich der Betreiber dazu verpflichtet, einen wesentlichen Beitrag – auch finanziellen – zur Reduktion dieses derzeit hochbelastenden (Freizeit-)Verkehrs zu leisten... “
  •  ... „Die Programminhalte in Bezug auf die Vermeidung nachteiliger Auswirkungen des Verkehrs in der betreffenden Region (§ 4 Abs 2 lit b, § 7 Abs. 6 a, b, § 8 Abs. 7) sind zum Teil mehr als überholt und entsprechen nicht mehr den realen regionalen Gegebenheiten. In mit An- und Abreiseverkehr an Wochenenden, Wochenendverkehr, Tagesausflugsverkehr verkehrsübersättigten Tourismusregionen ist durch jahrelange Untätigkeit ein nicht mehr beherrschbarer Zustand eingetreten. Konzepte und Vorschreibungen für eine einzelne neu zu errichtende Aufstiegshilfe bleiben deshalb wirkungslos, weil der Verkehr in der gesamten Region bereits ein überschießendes Stadium erreicht hat. Deshalb sind der Bau weiterer bzw. Ausbau bestehender Anlagen in derart betroffenen Gebieten nicht mehr ratsam. Die Tiroler Raumordnung solle beauftragt werden, die Regionen mit tourismusinduzierter Verkehrsübersättigung auszuweisen, um ein fachliches Entscheidungsinstrument in Händen zu haben... “

Warum die Anregungen und Vorschläge zum TSSP 2018?

Die Anregungen, Vorschläge und die dem zugrunde liegenden Sachbefunde seien eine Riesenchance, uralte „Rituale“ zu beenden, so Transitforum Austria-Tirol und CIPRA Österreich. Es müssen auch die Anrainergemeinden, die mit der Verkehrsproblematik leben müssen, berücksichtigt werden. Diese würden an immer mehr Tagen im Jahre in ihrer Gesundheits-, Lebens-, Wirtschafts- und Freizeitsqualität massiv begrenzt werden.
Auch wären diese Vorschläge und Anregungen eine Chance, die Qualität in den Schigebieten für Einheimische und Gäste zu verbessern: Ruhe, Erholung, gute Luft, sauberes Wasser, top-Gastfreundschaft.

Die Liste mit den Forderungen wurden bereits an Landeshauptmann Günther Platter (Tourismus) und Landesrat Johannes Tratter (Raumordnung) übermittelt.

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