UPDATE: Grauenhafte Tierquälerei in Reith entdeckt

An diesem Gelände in Reith wurden die vernachlässigten Tiere entdeckt, Strafverfahren werden eingeleitet. | Foto: ZOOM.TIROL
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REITH (nos). Am 31. Jänner wurden bei einem abgelegenen Tiergehege im Ortsteil Alpsteg in Reith im Alpachtal von der Polizei mehrere stark vernachlässigte Tiere festgestellt. Den Hinweis dazu erhielten die Beamten von einem Spaziergänger, der öfters in der Nähe des Geheges unterwegs ist, und letztlich am 31. Jänner Anzeige erstattete. Die kleine Stallung liegt abseits der Reither Siedlungen im Ortsteil "Alpsteg" in einem Graben und verfügt über keine Zufahrtsstraße.

Am Gelände bot sich den alarmierten Polizisten ein grausliges Bild, schon auf den ersten Blick sei den Beamten ersichtlich gewesen, dass dies "alles andere als eine artgerechte Haltung" ist: Sechs Hasen, vier Schweine, zwei Ziegen und zwei Schafe wurden ohne ausreichend Wasser und Futter auf dem eigenen Mist gehalten, waren teilweise stark abgemagert und offensichtlich vernachlässigt. Der Kadaver eines bereits verendeten Schafes war von anderen Tieren angefressen worden, so die Polizei. "Es schaut stark danach aus, dass die Tiere schon seit längerem nicht mehr entsprechend gefüttert oder betreut wurden", erklärt Kramsachs PI-Kdt-Stellverteter Andreas Haas. Einem Hund wurde offensichtlich die Kehle durchgeschnitten, wie die Beamten am Gelände feststellen mussten. Der Amtstierarzt der BH Kufstein war noch am selben Tag vor Ort und nahm die verendeten Tiere zur Klärung der Todesumstände mit. Die noch lebenden Tiere wurden sichergestellt und werden, entgegen den Aussagen der Polizei, nicht im Laufe des 1. Februar an einen anderen Ort verbracht. Das sei aufgrund der Lage des Geheges und dem umgebenden Tiefschnee nicht möglich. Zudem sei durch die Gegebenheiten vor Ort eine Möglichkeit zur artgerechten Haltung gegeben, erklärt der Amtstierarzt.

"Wir haben hin und wieder einmal die Meldung über einen schmutzigeren Stall, aber so verwahrloste und heruntergekommene Tiere sind mir noch nie unter gekommen und ich bin mittlerweile seit über 30 Jahren im Polizeidienst tätig"

Andreas Haas, stellvertretender Kommandant PI Kramsach

Verfahren eingeleitet

Die beiden Tierhalter, ein einheimisches Paar im Alter von Mitte 30, werden wegen Verdacht der Tierquälerei angezeigt – Strafverfahren nach dem Tierschutzgesetz werden von der Bezirkshauptmannschaft aufgenommen. Laut Haas hat die Stallung "mit einem landwirtschaftlichen Anwesen im engeren Sinn nichts zu tun", die Halter seien auch keine Bauern.

Schon am Abend des 31. Jänner war Amtstierarzt Dr. vet.med. Matthias Vill, Leiter des Veterinärwesens an der BH Kufstein, in Alpsteg vor Ort. "Die Tierhaltung war augenscheinlich nicht den Gesetzen entsprechend, die toten Tiere werden pathologisch untersucht, um Aufschluss über die Todesursache zu erlangen", erklärt Vill. Untersucht werde konkret, ob der aufgefundene tote Hund, wie von der Polizei aufgrund einer Aussage des Besitzers angegeben, durch den Schnitt in der Kehle gezielt getötet wurde, oder ob er verhungert sein könnte.

Landwirtschaftskammer bietet Hilfe an

Die Situation vor Ort lasse laut Amtstierarzt keine Verbringung der Tiere in einen anderen Stall zu – das Gelände hat keine Zufahrtsstraße und die umliegenden Felder sind mit Tiefschnee bedeckt. Allerdings sei grundsätzlich die Möglichkeit gegeben, die Tiere vor Ort artgerecht zu versorgen, so Vill, da Stall und Gehege vorhanden seien und nun täglich Mitarbeiter der BH Kufstein Nachschau halten werden. Sollte die Betreuung nicht mit dem Besitzer geschehen können, werde die BH Kufstein hierfür Personal abstellen. 

Josef Hechenberger, Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer, war nach einer ersten Kontaktaufnahme durch die BEZIRKSBLÄTTER "erschüttert" von den geschilderten Zuständen. Sein Bauernhof ist selbst nur einige hundert Meter vom Schauplatz entfernt, das Gelände kenne er nicht. Er habe sich daraufhin in der Nachbarschaft umgehört und auch Kontakt zu Amtstierarzt Vill aufgenommen. "Dieses Vorgehen der Halter ist absolut zu verurteilen", sagt Hechenberger, "die haben offensichtlich nicht das Zeug dazu. Unsere Bauern haben zur artgerechten Tierhaltung die entsprechende Ausbildung. Wir werden uns dafür einsetzen, dass in Zukunft besser überprüft wird, bevor sich Private auf eine solche Haltung einlassen!"
Mit Amtstierarzt Vill kam Hechenberger überein in Kontakt zu bleiben und wenn nötig auf dessen Geheiß hin zu reagieren:

"Wenn die passende Haltung und Betreuung über die nächsten Tage nicht so funktioniert, wie sie sollte, werde ich veranlassen, dass wir eine Gruppe von Landwirten aus dem Ort organisieren, die einen Weg zum Gehege frei schöpft und wir die Tiere dann woanders unterbringen!"

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