Landtags-Ausschuss mit Blick auf A12 und "RoLa"

Lkw-Überprüfung an der Kontrollstelle Kundl
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BEZIRK (nos). Im Rahmen einer Besichtigung vor Ort machten sich die Mitglieder des Ausschusses für Wohnen und Verkehr des Tiroler Landtags ein Bild von der aktuellen Situation an der Kontrollstelle Radfeld an der A12 sowie am "RoLa"-Terminal Wörgl.

Zahlreiche Ausschussmitglieder nahmen die Möglichkeit wahr und informierten sich vor Ort bei Polizei und ÖBB über die Maßnahmen und Arbeitsweisen an den beiden Einrichtungen. An der A12, der Inntalautobahn, nutzt die Polizei die Kontrollstelle Radfeld vorrangig zur Kontrolle des Schwerverkehrs und überprüft unter Anderem die Ruhezeiten der Fahrer, den Zustand der Fahrzeuge, oder die Richtigkeit der Frachtpapiere. Damit eine einzelne Überprüfung nicht bis zu drei Stunden dauere, setze die Polizei jeweils Schwerpunkte, wie Landespolizeidirektor Helmut Tomac und der Leiter der Landesverkehrsabteilung Markus Widmann den Mandataren erklärten. (Hier führt das Land Tirol die Aufgaben auf)
Im Fall von Verstößen werden von der Polizei auch Sicherheitsleistungen eingehoben. Innerhalb eines Jahres kämen dabei von Lenkern, die nicht aus Österreich oder Deutschland kommen, rund 3 Millionen Euro zusammen, so die Polizei. Mit der BRD gibt es ein gesondertes Abkommen über die Einhebung von Bußgeldern, was die Sicherheitsleistung nicht notwendig mache.
Nicht nur zugunsten der Verkehrssicherheit nutzt die Exekutive die Kontrollstellen, sondern auch für Pkw-Planquadrate, bei Alarmfahndungen oder auch für grundlegende Überprüfungen, um "zu schauen wer und was so alles bei uns durchfährt", so Widmann.
Sechs solcher Kontrollstellen sind in Tirol bislang eingerichtet, damit habe man im Land das dichteste Netz an Kontrollstellen in ganz Österreich, wie Tomac erklärte. Er merkte auch an, dass in Bayern, wo derzeit direkt an der Staatsgrenze Kontrollen stattfinden, keine derartige Einrichtung vorhanden sei.

Rollende Landstraße: Offene Kapazitäten in Wörgl

Für die Mandatare ging es nach dem Live-Erlebnis einiger Schwerverkehrskontrollen weiter nach Wörgl zum Terminal der "Rollenden Landstraße" (RoLa) an der Nordtangente. Neben der Strecke Wörgl-Brenner bzw. Wörgl-Trient betreiben die ÖBB auch an den Strecken Wels-Maribor und Salzburg-Triest eine "RoLa". "Rail Cargo Operator", ein ÖBB-Unternehmen, hat 2017 mit der RoLa insgesamt 190.686 Lkw auf der Schiene transportiert. Aktuell seit Juni 2018 stehen damit vier "RoLa"-Verbindungen mit insgesamt 272 Zügen pro Woche zur Verfügung (Wörgl – Brennersee 222 Züge/Woche, Wels – Maribor 28 Züge/Woche, Wörgl – Trento 16 Züge/Woche, Salzburg – Triest-Fernetti 6 Züge/Woche). 2017 wurden in Wörgl insgesamt rund 160.000 Lkw verladen, möglich wären bis zu 210.000.
Zusätzlich zur "RoLa" werden am Terminal auch Holztransporte für ein Kundler Unternehmen abgewickelt. Der Plan, diesem Holz verarbeitenden Betrieb ein eigenes Stammgleis ans Werk zu legen, war 2014 an Grundeigentümern gescheitert, nun könnte bald ein neuer Anlauf dafür gewagt werden.

Rail-Cargo-Mitarbeiter Kurt Codemo, seit 2001 Terminalleiter für Wörgl und Brennersee, stand den Abgeordneten Rede und Antwort und fasste die Vorteile der "RoLa" zusammen: Kostenersparnis durch Reduktion des Treibstoffverbrauches und der Betriebskilometer, Ersparnis diverser Mauten und Sondermauten, Zeitersparnis durch Wegfall von Ladevorgängen, keine Stauwartezeiten, keine Wochenend-, Feiertags-, Nacht- und sonstige Fahrverbote, Anerkennung der "RoLa"-Fahrt als gesetzliche Ruhezeit für den Lkw-Lenker, Entlastung der Umwelt, geringere Lärmbelastung, Reduktion des CO2-Ausstoßes, positive Gesundheitsaspekte.
Es seien auf der Strecke nach bzw. von Wörgl durchaus noch freie Kapazitäten vorhanden, um mehr Schwerverkehr auf die Schiene zu verlagern, so Codemo. 750 Lkw würden derzeit in Wörgl auf- oder abgeladen, möglich wären sogar 1.300 pro Tag, dafür müsste aber in Trient der Terminal ausgebaut werden, was sich aufgrund der niedrigen Straßenmaut in Italien aber momentan nicht rechne, so Codemo.
Einen möglichen Anreiz für die Verlagerung sähe er in einer gezielten Förderung der Transportvariante, um die Kosten für die Frächter zu senken, oder in einer Anhebung des Straßenmauttarifs für Lkw im Brenner-Korridor.

"RoLa" oder Container – Nördlich von Wörgl egal

Zu bedenken bleibe jedoch, wie sich aus den Nachfragen der Mandatare ergab, dass die "RoLa" besonders im Vergleich zu Container-Lösungen eine große Menge an sich unnötigen Gewichts transportiert. Beinah 50 Prozent des Gesamtgewichts eines 40-t-Lkws entfalle auf Zugmaschine und Sattelauflieger. Würden die Lkw nicht mitfahren, könnte mit dem selben Material- und Energieaufwand beinah doppelt so viel Ware transportiert werden. Der Vorteil am mitfahrenden Lkw liegt im Entfall der Verladung in Container und in der einfacheren Logistik, da nicht an Quell- und Zielort Fahrten organisiert werden müssen.
Einfacher zu kontrollieren, gerade auch in Sachen Fremdenpolizeilicher Überprüfungen, wäre die Containerlösung, da sie weniger Versteckmöglichkeiten böte, als die "RoLa", wo es in der Hauptphase der "Flüchtlingskrise" immer wieder zu Aufgriffen und sogar tödlichen Zwischenfällen gekommen war. Codemo gab zu Bedenken, dass Containerlogistik für große Unternehmen leistbar sei, für kleine und mittlere Unternehmen aber problematisch – im Gegensatz zur "RoLa".
Die TSSU, die "Tiroler Straße-Schiene-Umschlaggesellschaft", ist Tirols einziger Terminalbetreiber im unbegleiteten kombinierten Verkehr. Das Unternehmen wurde im Jahr 1990 in Hall in Tirol gegründet und operierte bis 1994 auf der Anlage der "Logistik Zone Tirol". 1995 wurde der neue Container-Terminal mit dem Autobahnzubringer Hall-West eröffnet, wo die TSSU seither ihr Geschäft auf dem Gelände der "Gebrüder Weiss Holding AG" abwickelt.

Einig schienen sich die Mandatare im Willen, mehr Schwerverkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen. Die Ideen, wie dies geschehen könne, waren dabei durchaus unterschiedlich gestaltet. Durch die plakativ veranschaulichten Zahlen der "Totmassetransporte" auf der "RoLa" stellte sich Einigen die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Methode, oder verfestigte sich bereits die Präferenz für Container-Terminals.
Mit der Fertigstellung des Brenner-Basistunnels könnte auch die "RoLa" wachsen: "Derzeit ist die Last über den Brenner mit 1.600 Tonnen pro Zug begrenzt, das entspricht maximal 23 Niederflurwagen. Derzeit prüfen wir eine Verlängerung auf 30 bis 35 Niederflurwagen und damit einen Terminalausbau Richtung Osten mit 100 bis 200 Metern mehr Gleislänge", erklärt Codemo.

Gänzlich außer Acht ließen die Mitglieder des Verkehrsausschusses in ihren Diskussionen im Übrigen die Transitverkehrsbelastung nördlich des "RoLa"-Terminals bei Wörgl-West. Für die Autobahnanrainer-Gemeinden zwischen der Staatsgrenze und Wörgl ändert auch eine Erhöhung von Kapazität und Auslastung der "RoLa" nichts an der derzeitigen Situation. An der Unteren Schranne, Kufstein, Langkampfen, Kirchbichl, Angath und Wörgl selbst müssen die Lkw auf jeden Fall vorbei, egal, ob sie dann auf die Schiene rollen, oder nicht.

Über die Kontrollstelle Radfeld

Das Land Tirol und die Asfinag schlossen im Juni 2004 einen Vertrag zur Errichtung der Kontrollstelle Radfeld, im August 2004 wurde mit den Bauarbeiten für das insgesamt 4,6 Millionen Euro teure Projekt begonnen, die Eröffnung fand am 25. April 2005 statt.
Neben dem Kontrollgebäude samt Flugdach (mit 1.700 m²) wurde insgesamt 16.000 m² Verkehrsfläche errichtet. Auf dem Parkplatz finden 35 Sattel- bzw. Lastzüge Platz, in Blockaufstellung etwa 70. Mittels Prismenwendern und LED-Anzeigen können für die verschiedenen Kontrollarten (Lkw-, Bus- oder Gesamtverkehr) unterschiedliche Spuren zugewiesen werden.

Diese Kontrollstellen sind in Tirol aktiv

  • A12 Inntal Autobahn: Kontrollstelle Radfeld, Kontrollstelle Kundl
  • A13 Brenner Autobahn: Kontrollstelle Brenner
  • B100 Drautalstraße: Kontrollstelle Leisach
  • B179 Fernpassstraße: Kontrollstelle Musau
  • B180 Reschenstraße: Kontrollstelle Nauders

Aktuelle Besetzung des Ausschusses für Wohnen und Verkehr

  • Jakob Wolf
  • Gebi Mair
  • Mario Gerber
  • Cornelia Hagele
  • Dominik Mainusch
  • Alois Margreiter
  • Anton Mattle
  • Martin Mayerl
  • Florian Riedl
  • Elisabeth Blanik
  • Georg Dornauer
  • Philip Wohlgemuth
  • Evelyn Achhorner
  • Alexander Gamper
  • Michael Mingler
  • Andrea Haselwanter-Schneider
  • Andreas Leitgeb

Ersatzmitglieder:

  • Josef Edenhauser
  • Stephanie Jicha
  • Kathrin Kaltenhauser
  • Sophia Kircher
  • Heinz Kirchmair
  • Hermann Kuenz
  • Martina Nowara
  • Barbara Schwaighofer
  • Stefan Weirather
  • Elisabeth Fleischanderl
  • Claudia Hagsteiner
  • Benedikt Lentsch
  • Patrick Haslwanter
  • Christofer Ranzmaier
  • Georg Kaltschmid
  • Markus Sint
  • Dominik Oberhofer
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