General Commenda: "Österreich ist unheimlich verwundbar"

General Othmar Commenda rät Haushalten Vorräte für Krisen- oder Katastrophenfällen für 14 Tage anzulegen. | Foto: ÖHV
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ÖSTERREICH. Noch-Generalstabschef Othmar Commenda antwortete mit ruhiger Stimme auf die Frage "Ist Österreich in Gefahr?". Commendas Analyse, die er auf Einladung von Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, bei einem Nachhaltigkeitsfrühstück vorträgt, ist alles andere als beruhigend. Es gibt in Commendas Analyse vier Bereiche, in denen tagtäglich Symptome spürbar seien. Doch europaweit verschließe man die Augen, vor diesen Herausforderungen.

Bedrohung Nummer eins: Terrorismus

Zwar habe Österreich das Glück bis jetzt noch kein Anschlagsziel gewesen zu sein. "Wenn heute in Wien etwas passieren würde, wären wir völlig überfordert, weil wir nicht darauf vorbereitet sind", warnt Commenda. Das Thema Terrorismus werde laut dem General in Europa weitgehend negiert.

Bedrohung aus Internet massiv unterschätzt

Das Bundesheer ist jede Woche mit 1,5 Millionen Angriffen auf sein Netz konfrontiert. Dennoch werden die Ressourcen, die im Bereich Cyberspace nötig wären, nicht aufgestockt. ""Wer wollte, könnte die Republik Österreich über Nacht ausknipsen", ist Commenda überzeugt.

Das Bundesheer sei mit rund 15 Experten in dem Bereich ausgestattet. "Nötig seien hier aber eher Hunderte", so Commenda, demzufolge die Bedrohung aus dem Cyberspace massiv unterschätzt werde. Doch nicht nur das Bundesheer, sondern auch zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser, Elektrizitätswerke und Rundfunk würden durch Angriffe aus dem Internet zum Stillstand kommen.

Megathema Migration

Commenda legt Wert darauf, sich als liberalen Menschen zu bezeichnen. Dennoch nennt er Migration für Europa ein Megathema. Doch genau hier schaue man weg. "Das, was wir 2015 erlebt haben, war nur ein kleines Vorbeben. Das Hauptbeben kommt in den nächsten 15 bis 20 Jahren," ist Commenda überzeugt. Laut Schätzungen wird sich allein die Bevölkerung Afrikas bis 2050 auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln. Das werde zu Ressourcenknappheit führen, die wiederum mehr Migration zufolge haben werde. "Europa könnte in Afrika einiges tun", so Commenda. Bildung hält er hier für die beste Methode. "Doch solange  man Diktaturen unterstützt und korrupte Systeme fördert, weil man so billigere Rohstoffe erhalte, werde sich dort nichts ändern."


Flächenfraß – Die größte Bedrohung von allen

Der Klimawandel ist für Commenda eine reale Bedrohung. Doch nicht jede Unwetterkatastrophe geht auf sein Konto. "Wir betonieren unsere schöne Natur zu", warnt Commenda, der sich an die zahlreichen Schotterwege in seiner Kindheit erinnert, die heute allesamt asphaltiert sind. "Das Wasser kann nicht mehr versickern." Und so käme es zu Überflutungen in Ortschaften. "Es heißt dann, das ist der Klimawandel, aber nein, das waren wir selber." Er kritisiert, dass Wiesen und fruchtbare Äcker zu Wohngebieten werden.

Keine Vorräte für Krisenfall

All diese Punkte könnten Versorgungsengpässe herbeiführen. Commenda plädiert daher für eine "umfassende Sicherheitsversorgung". Hintergrund ist das Programm der "umfassendenen Landesverteidigung", das 2000 abgeschafft wurde. "Ich halte das für den kardinalsten Fehler der Politik". Heute gäbe es etwa keine staatliche Bevorratung von Lebensmitteln oder Treibstoffen mehr. 

Es sei daher wichtig die Bevölkerung zu sensibilisieren, ohne Panik zu verbreiten. Über drei Millionen Bürger haben nach drei Tagen ohne Wasser und Strom keine Nahrungsmittelvorräte mehr. „Daher muss auch die Lebensmittelsouveränität im eigenen Land entsprechende Priorität haben. Und das geht nur mit ausreichend Agrarflächen. Alles andere bedeutet Abhängigkeiten“, so Commenda. 

Lebensmittel für 14 Tage

Darüberhinaus sollte jeder Haushalt Vorräte für 14 Tage anlegen. Erst im Jänner dieses Jahres hat Commenda mitten in Wien einen 45-minütigen Stromausfall erlebt. "Am nächsten Tag bin ich in das nächste Campinggeschäft gegangen und habe mich eingedeckt.", erzählt Commenda. Neben Lebensmitteln und Flüssigkeit, sollte man auch Kerzen, Gaskocher und Gaskartuschen, Gasheizstrahler, Batterien und ein UKW-Radio haben, rät Commenda auf Nachfrage von meinbezirk.at. Was alles zu einer richtigen Bevorratung im Katastrophenfall gehört, hat der Zivilschutzverband auf seiner Webseite zusammengefasst.

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