Republik Moldau: Das Glück ist eine Kuh

Mariana Rotari ist bei der Kuhübergabe zu Tränen gerührt. Das erste weibliche Kalb, das eine gespendete Kuh bekommt, wird einer bedürftigen Familie weiter gegeben.
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  • Mariana Rotari ist bei der Kuhübergabe zu Tränen gerührt. Das erste weibliche Kalb, das eine gespendete Kuh bekommt, wird einer bedürftigen Familie weiter gegeben.
  • hochgeladen von Linda Osusky

ÖSTERREICH. Mariana Rotaris zerfurchtes Gesicht ist angespannt, als sie ihren Anteil bezahlt. Vielleicht fragt sie sich, ob es die richtige Entscheidung war. Denn ursprünglich war das Geld für die Taufe ihrer jüngsten Tochter vorgesehen. Erst als sie vor ihrem kleinen Lehmhaus im Ort Taraclia steht und der Mitarbeiter des Concordia-Sozialzentrums ihr die Kuh übergibt, lösen Tränen der Erleichterung die Anspannung ab. Sie liebkost "Stern" – so der Name des Tiers –, bevor sie es in den Stall bringt.

Hilfe zur Selbsthilfe

Das Haushaltseinkommen Rotaris und ihres Mannes, der als Hirte arbeitet, hätte freilich nicht für eine Kuh gereicht. Möglich machten dies Spenden an die österreichische Hilfsorganisation Concordia, mit denen Nutztiere für bedürftige Familien finanziert werden. Hilfe zur Selbsthilfe ist nachhaltiger, als nur Essenspakete oder Sachleistungen zu verteilen. "Wir verlangen von den Familien, dass sie sich mit einem symbolischen Geldbetrag beteiligen. So haben auch sie etwas dafür geleistet und gehen verantwortungsvoll mit den Spenden um", sagt Ludmila Jardan, Sprecherin von Concordia Moldawien.

Schlechte Wasserversorgung

Die Republik Moldau gilt als das ärmste Land in Europa. Was das heißt, merkt man etwa daran, dass es in Rotaris Haus kein fließendes Wasser gibt. Das holt sich die Familie aus dem Brunnen nebenan. Statt einer Wassertoilette steht im Garten eine Latrine. 30 Prozent der Bevölkerung Moldaus haben – vor allem außerhalb der Städte – immer noch keinen Zugang zu sanitären Anlagen und 14 Prozent verfügen über kein sauberes Trinkwasser.

Massive Entvölkerung

Auf dem Weg nach Maximeni, einem 400-Seelen-Dorf nahe der südlichen Grenze zur Ukraine, steht ein Kiosk namens "Ahava". Das hebräische Wort bedeutet übersetzt Liebe. In Maximeni erklärt sich von selbst, was hebräische Wörter in diesem Winkel Moldaus verloren haben: Von den 400 Einwohnern leben rund 200 im Ausland, die meisten in Israel, wo sie mehrere Jahre lang arbeiten. Mehrere Hunderttausend der geschätzten 3,5 Millionen Moldauer leben und arbeiten im Ausland. Laut UN wandern täglich 106 Menschen aus. Ein Großteil geht nach Russland oder in die EU. "Ohne unsere Bemühungen in Maximeni würden noch mehr abwandern", so Ludmila Durlescu, die im Ort die Suppenküche des Sozialzentrums leitet. Das Geld, das die Exil-Moldauer nach Hause schicken, ist für viele Familien ein wichtiges Einkommen.

Das Geld der Exil-Moldauer

Trotz der sichtbar unzureichenden Infrastruktur sind nicht wenige Häuser auf dem Land liebevoll renoviert und in prächtigen Farbtönen getüncht. Es ist kein Hinweis auf ein prosperierendes Land. "Hinter so gut wie jedem renovierten Haus stehen ein oder zwei Familienmitglieder, die im Ausland arbeiten und Geld schicken", bemerkt Jardan.

Für das Nötigste zu wenig

Tatiana schickt niemand Geld aus dem Ausland. Dass ihr einziger Sohn im Alter von 50 Jahren plötzlich gestorben ist, hat Tatiana nicht verwunden. Kurz darauf verstarb auch ihre Schwiegertochter überraschend und die 86-Jährige aus Dubăsarii Vechi, einem nach außen hin idyllisch wirkenden Dorf am Ufer des Dnjestr, ist auf sich allein gestellt. Von ihrer Enkelin, die im Ausland ist, hat Tatiana schon jahrelang nichts mehr gehört. Sie leidet an einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, wegen der sie vieles nicht essen darf und die sie mit Medikamenten behandelt. Doch ihre Pension deckt nicht einmal die Kosten für alle Arzneimittel. Die Mindestpension beträgt in Moldawien umgerechnet 30 Euro.

Die Reise erfolgte auf Einladung von Concordia Sozialprojekte.

Spendenkonto: Concordia Sozialprojekte

Hilfe zur Selbsthilfe für die Menschen in Moldawien, damit sie sich eine Zukunft aufbauen können. Wenn Sie also einen Geldbetrag spenden möchten, dann bitte an die:
CONCORDIA Sozialprojekte Gemeinnützige Privatstiftung.
Bank: RLB NÖ-Wien AG
IBAN: AT83 3200 0007 0703 4499

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