GPA-Studie zur Digitalisierung: Vom Jobkiller zum Jobwunder

Staatssekretärin Muna Duzdar (r.) gemeinsam mit Agnes Streissler-Führer beim Pressegespräch zum Thema "Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt". | Foto: Christopher Dunker
  • Staatssekretärin Muna Duzdar (r.) gemeinsam mit Agnes Streissler-Führer beim Pressegespräch zum Thema "Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt".
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ÖSTERREICH. Inmitten eines Wohngebiets im dritten Wiener Gemeindebezirk laufen die Fabrikbänder des Waschmittelherstellers Henkel rund um die Uhr. Im Dreischichtbetrieb werden hier Flüssigwaschmittel für Mittel- und Osteuropa hergestellt. Pro Linie stehen mittlerweile jedoch höchstens drei Mitarbeiter pro Schicht, wie Henkel-Präsident Günter Thumser gegenüber meinbezirk.at sagt. Dennoch, die Zahl der Mitarbeiter ist seit 20 Jahren gleichbleibend bei 850, trotz des stark gestiegenen Automatisierungsgrades.

Blick in die Vergangenheit

Bei der Frage, ob die Digitalisierung ein Jobkiller sein oder für ein Jobwunder sorgen wird, scheiden sich dennoch die Geister und Schreckensszenarien dominieren die Debatten. Eine Reihe von Studien beschäftigt sich mit dieser Frage mit unterschiedlichen Ergebnissen. Die GPA trägt nun eine weitere Studie bei, die sich allerdings der Vergangenheit widmet: "Wir haben uns angeschaut, wie sich der Arbeitsmarkt zwischen 1995 und 2015 verändert hat und welche Rolle dabei die Digitalisierung gespielt hat", so Studienautorin Agnes Streissler-Führer.

Mehr Jobs in 20 Jahren

Und die gute Nachricht lautet: "Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Beschäftigung", sagt Muna Duzdar, Staatssekretärin für Diversität, Öffentlichen Dienst und Digitalisierung. Die Zahl der Beschäftigten ist demnach in Österreich in den vergangenen 20 Jahren um 444.000 gestiegen, was einem Plus von 14 Prozent entspricht. Die reale Wertschöpfung hat in diesem Zeitraum sogar um 44 Prozent zugenommen. "Trotz aller Schreckensszenarien hat Digitalisierung nicht zu dem befürchteten Beschäftigungsverlust geführt", so Streissler-Führer.

Keine Fortschrittsbremsen

Dennoch ist in einigen Branchen die Beschäftigung gesunken, vor allem in denjenigen, die einen geringen Digitalisierungsgrad aufweisen, etwa in der Landwirtschaft, im Tourismus und der Bauwirtschaft. Es finde auf jeden Fall eine riesige Transformation in der Arbeitswelt statt, bei der die Frage der Qualität der Beschäftigung eine große Rolle spielt. "Wir wollen technischen Fortschritt nicht bremsen, aber er darf nicht zu einem gesellschaftlichen Rückschritt werden", so Streissler-Führer.

Rahmenbedingungen schaffen

Ausgehend von den Studienergebnissen leitet Duzdar drei Forderungen ab. Diese umfassen eine digitale Bildung, die schon im Kindergarten beginnt, eine Qualifikationsoffensive in Privatunternehmen, also Weiterbildung, sowie eine Einbindung der Belegschaft bei Digitalisierungsmaßnahmen im Unternehmen. "Wir wollen nicht, dass soziale Errungenschaften durch Digitalisierung ausgehöhlt werden. Alle profitieren von der Digitalisierung, wenn die Politik die richtigen Maßnahmen setzt", so Duzdar, die auf Klickworker verweist.

Experimentierräume

Um ein besseres Verständnis für die tatsächlichen Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt zu bekommen, schlägt Streissler-Führer die Schaffung von sogenannten Experimentierräumen in Unternehmen vor, die wissenschaftlich begleitet und analysiert werden sollen.

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