Interview mit Kommunalkredit-Chef Alois Steinbichler: "Bin noch immer begeisterter Salzkammergutler"

Kommunalkredit-Chef Alois Steinbichler im Interview mit RMA-Chefredakteur Wolfgang Unterhuber: "Österreich ist international noch immer erste Adresse." | Foto: Arnold Burghardt
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  • Kommunalkredit-Chef Alois Steinbichler im Interview mit RMA-Chefredakteur Wolfgang Unterhuber: "Österreich ist international noch immer erste Adresse."
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Seine internationale Erfahrung und sein Interesse für Geschichte verleihen ihm den Überblick. Donald Trump? "Der ist gefährlich und hoffentlich in drei Jahren wieder weg." Und der Brexit? "Auf wirtschaftlicher Ebene ist das für Europa verkraftbar. Weil wirtschaftlich Großbritannien eher von Europa abhängig ist als umgekehrt." Freilich: für das "Wohlstands- und Friedensprojekt Europa" sei der Brexit ein schmerzlicher Rückschlag.

"Wir hatten ein erfolgreiches Jahr"

Doch kommen wir nach Österreich. Die Kommunalkredit Austria AG absolvierte heuer ihr zweites volles Geschäftsjahr nach der Privatisierung im September 2015. Vorstandschef Alois Steinbichler zieht im Exklusivgespräch mit den Regionalmedien Austria eine positive Bilanz: Das Jahr sei sehr erfolgreich gewesen, das Ergebnis solid.

Der Jahresabschluss ist natürlich noch nicht fertig, aber schon im ersten Halbjahr hat man ein Periodenergebnis nach Steuern von 13,9 Millionen Euro erzielt. Steinbichler weiter: "Wir haben heuer unsere Vertriebsmannschaft verstärkt und in neun Ländern 18 Infrastrukturprojekte mit einem Volumen von rund 500 Millionen Euro abgeschlossen. Zudem haben wir die Kundeneinlagen deutlich gesteigert."


Ein erfolgreiches Jahr für die Kommunalkredit Austria AG.

Eine Spezialbank für Infrastruktur

Die neue Kommunalkredit Austria AG, die aus der alten 2008 notverstaatlichten Kommunalkredit hervorgegangen ist, ist eine Spezialbank für Infrastruktur. "Wir sind in drei Segmenten tätig", erklärt Steinbichler.

In der Erneuerbaren Energie (Wind- oder Solaranlagen), in der sozialen Infrastruktur (Schulen, öffentliche Gebäude) und im Verkehr (Straßen- und Bahnausbau). Tätig ist die Kommunalkredit nicht nur in Österreich sondern vor allem in den Ländern der Eurozone.

Neben der Teilfinanzierung vernetzt die Kommunalkredit bei den Projekten die öffentliche Hand als Auftraggeber mit privaten Geldgebern. Da die Staaten auf einem hohen Schuldenberg sitzen, werden laut Steinbichler zunehmend Infrastrukturprojekte EU-weit von privaten Investoren wie etwa Versicherungen oder Pensionsfonds finanziert.

Unsere Schulen müssen saniert werden

Ein System, das laut Steinbichler viele Vorteile hat. "Versicherungen und Pensionsfonds sind wegen des Zinsentiefs und aufgrund der regulatorischen Vorgaben auf der Suche nach alternativen, langfristigen Investitionsmöglichkeiten. Und die öffentliche Hand muss ihren Schuldenstand nicht zwingend erhöhen."

Ihr Geld kriegen die privaten Investoren freilich nur zurück, wenn sie strenge Leistungszusagen einhalten. In Europa liegt der Bedarf an Infrastrukturfinanzierungen laut Steinbichler bei 150 bis 200 Milliarden. Jährlich.

Und Österreich? "Hierzulande müssen viele Schulen dringend saniert werden. Und auch im Gesundheitsbereich sind Investitionen nötig."

Wie der Firmenname schon sagt, ist die Kommunalkredit auch Partnerbank für Österreichs Gemeinden. "Rund 70 Prozent der 2100 Kommunen sind Kunden bei uns", so Steinbichler, der den Gemeinden Rosen streut. "Österreichs Kommunen reduzieren ihren Schuldenstand seit Jahren."

"Ausgezeichnete Kreditwürdigkeit"

Und was sagt der international erfahrende Kommunalkredit-Chef zum Schuldenstand der Republik Österreich, der derzeit bei knapp über 290 Milliarden Euro liegt? "Österreich hat international nach wie vor eine ausgezeichnete Kreditwürdigkeit. Aber wir müssen uns in Zukunft stärker die Frage stellen, wofür wir neue Schulden machen. Sind es Investitionen in die Zukunft wie Bildungseinrichtungen und Infrastruktur oder dienen die Schulden reiner Systemerhaltung?"

Für eine Staatsschuldenreduktion sieht Steinbichler jetzt jedenfalls einen günstigen Zeitpunkt. "Der konjunkturelle Rückenwind zeichnet sich ab."

Seit September auch Privatkundengeschäft

Und was hat Steinbichler 2018 vor? "Eine Frage ist, ob wir mit unserem Privatkundengeschäft über Österreich hinausgehen." Seit September ist man nämlich auch eine Bank für Privatkundeneinlagen. Über die Online-Plattform "Kommunalkredit Invest" bietet die Bank Veranlagungen für Privatkunden an, wo bei den Zinsen nicht nur eine Null vor dem Komma steht.

Redaktion: Wolfgang Unterhuber

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