Klimawandel: Mit Spaß in den Abgrund
Der italienische Architekt Stefano Boeri hat eine Vision: grüne Städte. Sie sollen das Leben in den Metropolen sichern, wenn die Sommertemperaturen durch den Klimawandel demnächst über 40 Grad klettern werden.
Die Chinesen bauen eine Dschungel-Stadt
Bekannt von ihm sind etwa die Vertikaler-Wald-Hochhäuser, die in Mailand und der Schweiz errichtet worden sind. Besonders die Chinesen sind von Boeri begeistert. Nach seinen Plänen wird nun bei der südchinesischen Metropole Liuzhou eine regelrechteDschungel-Stadt errichtet.
Die Großsiedlung soll Wohnungen für 30.000 Einwohner bereitstellen. In dieser Stadt ist alles grün. Nicht nur Parks, Gärten und Straßen werden mit Bäumen bestückt, auch die Gebäude selbst werden konsequent bepflanzt.
Nur noch E-Autos erlaubt
Das Konzept der Dschungel-Stadt soll in Folge auf ganz China ausgeweitet werden. Die Siedlung wird laut einem Bericht des "Stern" jährlich 10.000 Tonnen CO₂ absorbieren sowie 57 Tonnen Ruß und Feinstaub aus der Luft filtern. Der private Autoverkehr wird eingeschränkt. Erlaubt sind nur noch E-Autos.
Ausgerechnet die Beton-Kommunisten in China haben also den Ernst der Klimalage erkannt. Bei uns hingegen jubelt die Spaß- und Freizeitgesellschaft über einen Sommer im April und jammert herum, wenn es einmal regnet.
Dafür spülen Herr und Frau Österreicher pro Kopf und Nase täglich über 30 Liter Wasser im Klo runter. Trinkwasser wohlgemerkt. Nur ein Beispiel, wie wir mit dem Klimawandel umgehen. Man will ja schließlich weiterhin seinen Spaß haben.
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Leserbriefe
Sehr geehrter Herr Unterhuber!
Es wird Zeit, daß auch hierzulande die Architekten und Städteplaner ihre Konzepte überdenken.
Vielfach ist es immer noch so, daß bei Wohnbauten riesige Glasflächen eingebaut werden. Oft besteht eine Seite einer Wohnung, die meistens auch noch nach Süden ausgerichtet ist, aus Fenstern und Türen vom Boden bis zur Decke. Die Temperaturen, die dann im Sommer zustande kommen, sind unerträglich - ohne Klimaanlage nicht auszuhalten. Sehr sinnvoll, aber auch im Winter perfekt!
Ein besonders schlechtes Beispiel liefert Tulln mit der Gestaltung des Hauptplatzes. Dieser ist sehr groß, vor etlichen Jahren wurde eine Tiefgarage errichtet. Aus diesem Grund ist eine Bepflanzung mit Bäumen nur sehr eingeschränkt möglich. Das von einigen Verantwortlichen propagierte "Wohnzimmer für alle Tullner" entpuppt sich im Sommer als Grillplatte; es gibt fast keinen Schatten, ein Aufenthalt ist daher unmöglich.
Man kann nur hoffen, daß die Politik die notwendigen Maßnahmen setzt. Wenn man es schon nicht global schafft, dann wenigstens lokal...
MfG Isabella P.
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Sehr geehrter Herr Chefredakteur!
Danke für diesen Beitrag. Die Problematik besteht darin, dass unsere Wirtschaftsweise auf die Grenzen der Erde keine Rücksicht nimmt und die Mainstream-Ökonomie noch immer der Ansicht ist, die Ressourcen der Erde seien unbegrenzt.
Bezüglich der wirtschaftlichen Aktivitäten zählt nur das marktwirtschaftliche Prinzip und es wird so getan, als könnte das Wirtschaftssystem unabhängig von der ökologischen Basis ablaufen. Das Bruttosozialprodukt als "Wohlstandsparameter" ist deshalb falsch und ungeeignet, weil es weder Ressourcenverzehr noch Umweltschadenskosten berücksichtigt und so einen trügerischen "Wohlstand" ausweist, der zu Lasten der Natur geht. Es müsste so rasch wie möglich von einem "Ökosozialprodukt" abgelöst werden.
Diese vollkommen falsche Herangehensweise zeigt sich sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene. Für mich ist es unverständlich, dass in Österreich täglich landwirtschaftlich nutzbare Flächen im Ausmaß von 20 Fußballfeldern zubetoniert werden. Verantwortungsvolle Politik müsste auch dazu führen, dass private Schwimmbäder verboten werden oder der Preis des knapper werdenden Gutes Wasser drastisch erhöht wird.
Freundliche Grüße
Mag. Erich S.
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