Mistelbach
Mistelbachs Südtirolersiedlung - einst und jetzt.

Fotocredits: Regina Courtier, 1943, Haus Ebendorferstraße 12/Roseggerstraße 34. Zeitzeuge Herbert Biswanger, zum Zeitpunkt des Artikels im 87. Lebensjahr - 2018 verstorben. Foto aus dem persönlichen Familienarchiv. | Foto: Regina Courtier
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  • Fotocredits: Regina Courtier, 1943, Haus Ebendorferstraße 12/Roseggerstraße 34. Zeitzeuge Herbert Biswanger, zum Zeitpunkt des Artikels im 87. Lebensjahr - 2018 verstorben. Foto aus dem persönlichen Familienarchiv.
  • Foto: Regina Courtier
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Man sollte öfter in alten Fotos kramen und hinterfragen wo sie aufgenommen worden sind. Wer sind die Menschen auf den vergilbten Aufnahmen, warum sind sie da, woher kommen sie?
Sie sind mit ihren Familien hierher geflüchtet, nach Mistelbach, in die Südtirolersiedlung.
In Österreich existieren einige wenige Flüchtlingsansiedlungen, die in ganz ähnlicher Bauweise entstanden sind, Mistelbachs Südtirolersiedlung jedoch ist Vorreiter und war beispielgebend.
Sie entstand nicht wie die anderen Siedlungen um 1940, aufgrund des Abkommens zwischen Hitler und Mussolini, den Südtirolern die Wahl zu lassen, ob sie in Italien bleiben, oder nach Österreich siedeln wollen. Die Siedlung in Mistelbach war schon da. Bezugsfertig und bereits 14 Jahre zuvor erprobt.
Mistelbach hat sich bereits im 1. Weltkrieg für die Unterbringung von Flüchtlingen aus Südtirol stark gemacht. Genauer gesagt 1915, als Italien der Monarchie den Krieg erklärte und viele Südtiroler nach Österreich-Ungarn flüchten mussten.
Barackenlager, wie im restlichen Österreich, wurden aufgrund gemachter Erfahrungen abgelehnt, es sollte was Massives her und so wurden u. a.  47 Ein- und Zweifamilienhäuser, drei Verwaltungsgebäude und Materialmagazine unterhalb des Krankenhauses, errichtet.
1916 wurden die Villen mit Menschen besiedelt, die zur Flucht gezwungen waren. Eine Schule, ein Lebensmittelgeschäft, Ausspeisung, eine Verwaltung und medizinische Versorgung, alles von Nöten war vorhanden.
Eigenes Lagergeld wurde ausgegeben, mit dem man zum Selbstkostenpreis einkaufen konnte und das von fahrenden Händlern dann, außerhalb des Bereiches wieder in Bargeld umgetauscht wurde.
1918 zogen die Flüchtlinge wieder heim und die Siedlung stand leer.
Von 1919 bis 1937 wurden die Häuser u. a. als Erholungsstätten für die Ausübenden der Wiener Polizeidirektion genutzt, was den Wiener Polizisten die Bezeichnung „Mistelbacher“  eingebracht hat.
Zwischen 1939 und 1945 wurden erste Häuser, vorzugsweise an die gegenwärtigen Mieter und Wohnungssuchende, verkauft.
Heute stehen Teile der Siedlung auf den ersten Blick unberührt da. Selbst die hölzernen Gartenzäune wirken, als wären die letzten 100 Jahre spurlos an ihnen vorbei gegangen. Eine eigentümliche Stimmung umgibt den Betrachter. Einige Häuser wurden umgebaut und renoviert, ihren Charme haben sie dennoch nicht eingebüßt.
Die Geschichte dieser Siedlung ist länger und facettenreicher, als beschrieben werden konnte, sie hat 2 Kriege überdauert und vielen Familien in Not einen Start in ein neues Leben ermöglicht.

Familie auf der Flucht:
Wirtschaftliche Gründe zwangen die Großfamilie Biswanger, 1940 mit ihren neun Kindern, von ihrem Heimatort Niederleis nach Mistelbach aufzubrechen. Im Haus Nr. 34, der Südtirolesiedlung haben sie eine Bleibe gefunden. Ein weiteres Familienmitglied, Ingeborg, gesellte sich dazu. Fünf Jahre lebte die Familie da.
Aus Furcht vor den russischen Truppen, flüchtete die Familie im April 1945 über Tschechien nach Deutschland, bis man schließlich im Salzburger Pinzgau landete. Hier wartete die Familie das Kriegsende ab. Von da ging es mit einem Sonderzug der amerikanischen Truppen nach Korneuburg und von dort mit einem LKW zurück nach Niederleis. Da angekommen hat die Großfamilie dann, aufgrund akutem Platzmangel beschlossen, sich in Wien nieder zu lassen. 1947 kam dann in Wien der letzte Biswanger aus dieser Generation zur Welt, Werner.

Stadt-Museumsarchiv Mistelbach:
Tag der offenen Tür am 16.6.2018 von 14.00 bis 18.00 Uhr.

Dieser Artikel wurde von den Mitarbeitern des Stadtmuseums-Archivs Mistelbach, ganz besonders von Herrn Alfred Englisch, tatkräftig unterstützt.
Die von Herrn Englisch verfasste Broschüre: "100 Jahre Südtirolersiedlung", beinhaltet eine Fülle an Details und alten Ansichten, welche in mühevoller Kleinarbeit zusammen getragen wurden.
Das Museumsarchiv ist eine absolute Empfehlung für jeden Kulturbegeisterten und befindet sich unmittelbar hinter dem Stadtsaal, noch vor dem Bahnübergang, auf der rechten Seite.
Stadt-Museumsarchiv
Franz Josef -Straße 45
2130 Mistelbach
Nur werktags zwischen 14 und 16 Uhr geöffnet.

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